Aus Pollern wird alarmierende Lichtkunst
Man könnte die neue Ausstellung im Kunstverein als intelligente Persiflage auf Salzburg lesen: Dafür hat die in Tel Aviv und Berlin lebende Künstlerin Alona Rodeh sich von Pollern inspirieren lassen. Diese nach Eintippen eines Codes aus dem Asphalt wachsenden, piepsenden Stempen, die eilige Autofahrer vom Einfahren in die Fußgängerzone abhalten, lösten einst in Salzburg viel Gezänk über Funktionstüchtigkeit und Ärger über Kosten aus. Aber jetzt! Wie fantastisch blinken und leuchten solche Poller-Anmutungen im schwarz bemalten Schauraum des Künstlerhauses! Welch wunderbare Vexierbilder von Flächen und Rundungen, Linien und Leuchtpunkten tun sich seit Freitagabend auf! Und welch tomatig- oder blutorangenartig-frisch leuchtendes Rot ist da wie von Geisterhand auf schwarzen Raumgrund gezeichnet!
Was Alona Rodeh von ihrem Streben schildert, hat zwar mit dem Reizwort „Poller“und dem Schutz von Fußgängerzonen zu tun, doch ist dies bedrohlicher als der einstige hiesige Streit. Poller seien ein Beispiel für die boomende Anti-TerrorIndustrie und für Notfall- und Katastropheneinsätze, zudem seien das Rot und das Weiß wie Lichter im Autoverkehr, auf Flughafen-Landebahnen. Dies und der Titel der Ausstellung „Dark Ages“stünden für „eine Zukunft, in der wir fast schon drin sind“, warnt Alona Rodeh. Wie düster sie die erachtet, vermittelt sie durch die Choreografie des etwa siebenminütigen Lichtspiel-Loops. Dabei versinkt der schwarze Raum einige Sekunden in Finsternis.
Dunkelheit und Stille brächten den Besucher zu einem „Ground Zero“, also in eine plötzliche, räumliche Blindheit, erläutert Kunstvereinsdirektor Séamus Kealy. So ein „Blackout“fühle sich wie der Ausfall des Stromnetzes an, zudem sei er mit einer möglicherweise bevorstehenden „kulturellen Löschung“zu vergleichen – so wie mit dem geistigen und ethischen „Blackout“in NS-Zeit und Zweitem Weltkrieg.
Alona Rodehs Installation lässt sich als solche Warnung lesen, aber auch als schwarz-weiß-roter gemeinsamer Nenner verschiedener Ausgangsformen, mit deren Kulturgeschichte sich die Künstlerin befasst hat – wie Straßenmarkierung als gesellschaftliches Ordnungsinstrument, Alarm-, Straßenund Stadtbeleuchtung oder Lichtarchitektur im 20. Jahrhundert.