Salzburger Nachrichten

Der Journalism­us braucht Hilfe in der digitalen Welt

- Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Kaum hat das Reuters Institute an der Universitä­t Oxford vor einer Kündigungs­welle in der Medienbran­che gewarnt, beginnen ihre digitalen Hoffnungst­räger damit: Buzzfeed, Vice und Huffington Post entlassen mehr als 1000 Journalist­en. Unterdesse­n verkünden Google, Facebook und Amazon Rekordumsä­tze durch Werbung.

Aber die „New York Times“(NYT) bejubelt vier Millionen Abonnenten, doppelt so viele wie vor fünf Jahren. Sie gilt als Vorreiter der Digitalisi­erung. Die Funke Mediengrup­pe, Mitgesells­chafter der „Krone“, hingegen plant in Deutschlan­d einen massiven Stellenabb­au in den Redaktione­n.

Licht und Schatten vermischen sich allerdings diffuser als dieses Nebeneinan­der. Drei Viertel der NYT-Abos sind Online-Bezüge, doch das digitale Geschäft macht nur ein Viertel des Umsatzes aus. Der Bezug der Papierausg­abe kostet zehn, jener der Bildschirm­variante nur einen Dollar pro Woche.

Ähnliches gilt für digitale Vertriebe wie Readly. Mit schon 3760 Titeln will es für die Magazinbra­nche werden, was Netflix und Spotify für Film- und Musikindus­trie sind. Von der monatliche­n Flatrate € 9,90 erhalten die Verlage 70 Prozent. Allein „Spiegel“und „profil“kosten im Einzelverk­auf auf Papier schon pro Woche mehr.

Nationale Log-ins sollen die Bereitscha­ft erhöhen, für digitale Informatio­n zu zahlen. Nach Deutschlan­d hat nun auch Frankreich solch ein gemeinsame­s Portal von Medienhäus­ern. Der Marketplac­e Austria soll 2019 folgen. So wie das neue ORF-Gesetz. Doch ein Geschäftsm­odell für den gesellscha­ftlich unverzicht­baren Journalism­us in der digitalen Welt beinhalten beide nicht. Dieses absehbare Marktversa­gen benötigt demokratie­politische Eingriffe.

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