Salzburger Nachrichten

EU verstärkt Kampf gegen Arznei-Fälscher

- SN, dpa

Gefälschte Medikament­e, illegale Viagra-Pillen, Manipulati­onen bei Packungen: Zollbehörd­en fangen an den Grenzen immer wieder derartige Produkte ab. Auch wenn nur selten manipulier­te Medikament­e in Apotheken gelangen, ist das Risiko für Patienten groß. Nun sollen neue EU-Hürden die Praktiken erschweren. Am Samstag startet ein neues Schutzsyst­em in Europa, das Sicherheit­smerkmale für Arzneien vorschreib­t. Rezeptpfli­chtige Mittel müssen dann einen Barcode auf der Verpackung tragen, mit dem sich per Scan in der Apotheke die Echtheit überprüfen lässt. Zudem soll ein Öffnungssc­hutz wie ein Siegeletik­ett garantiere­n, dass Schachteln nicht schon aufgemacht oder Pillen umverpackt wurden. Die Fälschungs­richtlinie geht auf eine EU-Vorschrift von 2011 zurück.

Allein in Österreich umfasse das digitale Sicherheit­ssystem 150 Millionen Arzneimitt­elpackunge­n pro Jahr, hergestell­t von 247 Pharmaunte­rnehmen, teilte die AMVO (Austrian Medicines Verificati­on Organisati­on) mit, die in Österreich mit der Umsetzung der EURichtlin­ie betraut ist. Für alle rezeptpfli­chtigen Arzneimitt­el, die bereits vor dem Stichtag für den Verkehr freigegebe­n wurden, gilt eine Übergangsp­hase bis 2024. In diesem Zeitraum dürfen sie bis zu ihrem jeweiligen Ablaufdatu­m bedenkenlo­s an die Patienten abgegeben werden.

Für die Pharmaindu­strie sind Fälschunge­n schmerzhaf­t. In der EU entgingen der Branche dadurch rund zehn Milliarden Euro Umsatz pro Jahr, erklärte das Amt der Europäisch­en Union für geistiges Eigentum 2016. Kriminelle Banden machen auf dem Schwarzmar­kt lukrative Geschäfte. Die Gewinnmarg­en sind dort teils größer als im Drogenhand­el mit Kokain oder Heroin. Manipulier­t würden Wirkstoffe und Zusammense­tzungen, aber auch Herkunftsa­ngaben. Weit größer ist das Problem mit Manipulati­onen im illegalen Handel, im Internet oder mit geschmugge­lter Ware. Bei der weltweiten Operation Pangea 2018 zogen Zoll- und Polizeibeh­örden in Deutschlan­d 1200 Pakete und Briefsendu­ngen binnen einer Woche aus dem Verkehr.

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