„Verlieren und aufstehen“
Eine lange Serie ging zu Ende: Erstmals seit 1989 gab es wegen vier Hundertstelsekunden keine Medaille in der Damen-Kombination für Österreich. Wendy Holdener verteidigte den Titel.
ÅRE. Spannend war sie auf alle Fälle – die vielleicht letzte WM-Kombination der Damen im Skisport. Am Ende siegte die Schweizerin Wendy Holdener mit hauchdünnen drei Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Slowakin Petra Vlhová, und auch der Kampf um Bronze war ein Krimi – mit einem unglücklichen Ausgang für die Steirerin Ramona Siebenhofer. Sie verpasste Bronze um vier Hundertstelsekunden gegen Ragnhild Mowinckel – und das war ein echter Schock für sie. „Eigentlich habe ich mir in diesem Rennen wenig ausgerechnet und jetzt tun die vier Hundertstelsekunden doch sehr weh“, meinte Siebenhofer im Zielraum unter Tränen.
Vom Glück war die Abfahrerin an diesem Tag wahrlich nicht verfolgt: Erst wurde wegen Nebels die Kombi-Abfahrt verkürzt, der Start wurde an den Super-G-Start hinunterverlegt – das machte es im Duell mit den Slalomfahrerinnen für die Abfahrerinnen noch schwerer. Doch Siebenhofer fuhr eine ausgezeichnete Abfahrt und legte mit Bestzeit vor. Oder besser gesagt: eine fast perfekte Abfahrt. „Ich habe im unteren Teil etwas an der Linie probiert, das nicht so geklappt hat, das war wahrscheinlich die Entscheidung“, meinte Siebenhofer, die aber kämpferisch blieb: „Wenn ich in den letzten Jahren etwas gelernt habe, dann zu verlieren und wieder aufzustehen.“
Siebenhofers große Chance auf eine Medaille kommt aber am Sonntag in der Abfahrt, da ist die Siegerin zweier Weltcupabfahrten in diesem Winter durchaus im engsten Favoritenkreis. „Ich muss das Positive von heute für die Abfahrt mitnehmen. Das ist meine große Chance, da muss ich zuschlagen.“
Die restlichen Österreicherinnen waren zwar ohne Chancen, boten aber zumindest beherzte Leistungen. Das trifft vor allem auf Franziska Gritsch zu, die nach einem starken Slalom Platz acht belegt hat.
Das Duell um Gold fand wie erwartet zwischen Wendy Holdener und Petra Vlhová statt. Die Slowakin war nach der Abfahrt, in der sie nur drei Zehntelsekunden auf die Schweizerin eingebüßt hat, eigentlich in einer besseren Ausgangslage, doch legte sie einen verhaltenen Slalom hin. Das nutzte Holdener, die damit als erste Läuferin nach Janica Kostelić (2003, 2005) ihren Kombi-Titel verteidigen konnte.
„Die letzten Tage waren sehr schwierig für mich, ich war froh, als es losgegangen ist“, meinte die Schweizerin, die nach dem Abfahrtsteil ihre Hoffnung auf Gold schon deutlich reduziert hat. „Ich wollte eigentlich mehr Vorsprung nach der Abfahrt haben, aber mein Servicemann hat gemeint: ,Egal, fahr einfach drauflos.‘“Das habe sie dann auch gemacht und „das war einfacher, als vielleicht einen größeren Vorsprung zu verwalten“.
Aber auch für die Slowakei und Vlhová war es ein großer Tag, es war die erste alpine Einzelmedaille bei einer Ski-WM.
Die vorerst letzte WM-Kombination steht jetzt am kommenden Montag bei den Herren an. Für das Rennen hat der ÖSV am Freitag neben dem Gold-Kandidaten Marco Schwarz noch Romed Baumann, Daniel Danklmaier und Vincent Kriechmayr nominiert – nach dem Trainingschaos ist unklar, ab wo die Abfahrt gefahren wird und ob eventuell der Slalom verkürzt wird, wie Baumann hofft.
Danach geht es in der kommenden Woche um die Entscheidung über die Zukunft dieses Bewerbs. Jüngster FIS-Kompromiss: Parallelrennen bei Weltmeisterschaften und Kombination bei Olympia.
„Die vier Hundertstel tun sehr weh.“