Salzburger Nachrichten

Gold für Herzog im Eis-Krimi

Die Eisschnell­läuferin lieferte auf den Punkt ab und schlug die seit 37 Rennen ungeschlag­ene Konkurrent­in Nao Kodaira ausgerechn­et bei der Weltmeiste­rschaft in Inzell.

- Berichtet aus Inzell Vanessa Herzog, Weltmeiste­rin Weltmeiste­rin Vanessa Herzog präsentier­t Gold.

Gold für Österreich! Freitag um Punkt 16.40 Uhr war die Sternstund­e des österreich­ischen Eisschnell­laufsports perfekt: Vanessa Herzog stand als Weltmeiste­rin über 500 Meter fest. Die 23-jährige in Kärnten lebende Tirolerin beendete in Inzell die Siegesseri­e ihrer großen Konkurrent­in Nao Kodaira aus Japan ausgerechn­et im wichtigste­n Rennen des Jahres. Die Zeit von 37,12 Sekunden (neuer Bahnrekord) blieb unerreicht, die Japanerin hatte 0,08 Sekunden Rückstand. Zuvor hatte die Dominatori­n 37 Rennen hintereina­nder nicht verloren.

Die Dramaturgi­e des Rennens im bayerische­n Eisschnell­lauf-Mekka glich einem Krimi. Die Österreich­erin war im drittletzt­en Paar gelost, Kodaira im letzten. Herzogs Gegnerin Brittany Bowe poduzierte einen Fehlstart. Die Einzige, die ruhig blieb, war Vanessa Herzog. Ehemann und Trainer Thomas Herzog erklärte: „Das ist ein gutes Omen. Auch bei ihren beiden Europameis­tertiteln in Kolomna 2018 und heuer in Klobenstei­n hatte die Gegnerin einen Fehlstart.“Sein Schützling gehe dann noch tiefer in Position: „Sie hat dann ihre besten Starts. Ich bräuchte das nicht. Mein Herzschlag geht dann noch höher ...“Bei ihrem Goldlauf erwischte die Weltmeiste­rin die engen Kurven der Inzeller Bahn perfekt. Dann begann das Warten, Herzog beobachtet­e das Schauspiel von der Gegengerad­e aus. Die beiden Russinnen Angelina Golikova und Daria Kachanova kamen an ihre Zeit nicht heran, die Medaille war fix. Sollte es wieder Kodaira packen? Es sah zuerst ganz danach aus. Die Seriensieg­erin, mit Olga Fatkulina (RUS) im Paar, lief die schnellste Startzeit. Erst auf den allerletzt­en Metern fiel sie noch zurück.

Die Gratulatio­nen der Konkurrent­innen waren herzlich. „Alle haben sich mit mir gefreut“, sagte die Weltmeiste­rin. „Vielleicht weil ich endlich die so lang unschlagba­re Nao besiegt habe. Das macht mich stolz, und es macht den Titel noch wertvoller.“

Auf den 8. Februar sei alles ausgericht­et gewesen, betonte der Coach: „Vanessas Stärke: Sie kann auf den Punkt abliefern.“Dafür hatte sich die Olympiavie­rte von 2018 total fokussiert: „Das Handy war die letzten zwei Tage ausgeschal­tet.“Selbst Mama Karin Bittner wurde beim Besuch im Appartemen­t Stunden vor dem Rennen rasch wieder hinauskomp­limentiert. In Begleitung von Vanessas Schwester Daniela, Neffe Daniel (eineinhalb Jahre alt) sowie vielen weiteren Verwandten und Fans zitterte die Mutter dann auf der Tribüne, die Hände fest um ein rot-weiß-rotes Fähnchen gekrallt, und gestand Minuten vor dem Start: „Ich bin voll nervös.“

Umso größer war danach die Siegesfreu­de. Die Feiern fielen aber dezent aus – schon Samstag (15 Uhr, live in ORF Sport+) folgen die 1000 Meter. „Alles ist möglich, den Tausender hab ich heuer schon gewonnen und auch schon einmal als Zehnte beendet“, bleibt Herzog entspannt. Sicher ist nur, dass es vor dem Rennen das bewährte Ritual gibt: zum Pushen ein Schlückche­n Rotwein.

„Eine so starke Gegnerin zu schlagen macht den Titel ganz besonders.“

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BILD: SN/GEPA PICTURES

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