Die Unsitten im Sport häufen sich und nerven
Spucken, Lamentieren, Handvorhalten. Die Unsitten der Sportstars haben in den letzten Jahren eine negative Entwicklung genommen. Warum nur?
Die Liste der Unsitten wird länger und länger. Der Ärger bei TV-Übertragungen auch. Warum müssen die Fußballer eigentlich auf dem Rasen immer spucken? Das fragte dieser Tage ein Kollege und ergänzte: Die Hallensportler machen dies doch auch nicht.
Auf dem Rasengrün scheint das Gespuckte mehr in der sprichwörtlichen Versenkung verschwinden zu können. In der Halle nicht. Sogar auf dem Tennisplatz gibt es den einen oder anderen Spucker. Der Schwede Mats Wilander etwa hatte sogar in den 80er-Jahren den Spitznamen „Spucki“. Einen triftigen Grund kann es für das Spucken nicht geben. Es wird wohl kein Fußballer ersticken, wenn er die Spucke hinunterschluckt. Aber es scheint cool zu wirken. Das Schlimmste dabei ist aber: Schon die Nachwuchskicker machen diese Unsitte nach. Da wird schon in Unterklassen herumgespuckt, was das Zeug hält. Die Vorbilder Sergio Ramos und Co. lassen grüßen. Die Hoffnung ist, dass Insider anmerken, dass diese Unsitte doch zuletzt weniger geworden ist.
Die Entwicklung bei Schiedsrichterentscheidungen – auch wenn sie vereinzelt fraglich sind – ist bedenklich. Warum muss nach jedem Pfiff prinzipiell diskutiert und lamentiert werden? Foul – ja oder nein? Handspiel – ja oder nein? Rote Karte – ja oder nein? Das große Lamentieren hat sogar durch den Videobeweis eine neue pikante Garnierung bekommen. James Rodríguez von Bayern München forderte im DFB-Pokal gegen Hertha BSC diese Woche einmal vehement den Videobeweis – den es im Cup aber erst eine Runde später gibt. Ja, wenn es einmal drin ist in einem ...
Schiedsrichter haben es in diesen Tagen ohnehin nicht leicht. Denn wie viele Fußballer krümmen sich vor einem Millionenpublikum im TV nach leichten Berührungen. Nun gut, Athletik und Hochgeschwindigkeit führen zu schmerzvollen Kontakten, aber auch die Fernsehleute haben ihre Mittel. Die Zeitlupen decken schonungslos auf: Da werden schmerzverzerrt Körperstellen gehalten, die gar nicht betroffen waren. Auweh. Die Fußballer mögen sich ein Beispiel bei den Handballern nehmen, die nach schweren Fouls nur kurz liegen bleiben und dann weiterspielen. Ohne großes Wehklagen.
Auch die neue Medienwelt hat den Sport mit all seinen Unsitten verändert. Nicht zu seinem Vorteil. Seit einiger Zeit halten sich viele Sportler vor, während und nach dem Match die Hand vor den Mund. Beim Tennis, Fußball, Basketball, American Football. Sogar beim gemütlichen Auslaufen und auf der Bank wird mit vorgehaltener Hand gesprochen, um möglichen Lippenlesern keine Basis für eine fragwürdige Geschichte in Boulevardmedien und in einschlägigen Internetforen zu geben. Sogar im Tennisdoppel wird jeder eigene Aufschlag mit der Hand vor dem Mund durchgesprochen – der Gegner könnte ja im Moment der geheimen taktischen Besprechung irgendetwas mitbekommen. Liebe Nachwuchssportler: bitte nicht nachmachen! Nicht alles ist cool. RICHARD.OBERNDORFER@SN.AT