Salzburger Nachrichten

Die Unsitten im Sport häufen sich und nerven

Spucken, Lamentiere­n, Handvorhal­ten. Die Unsitten der Sportstars haben in den letzten Jahren eine negative Entwicklun­g genommen. Warum nur?

- MIT ABSTAND Richard Oberndorfe­r

Die Liste der Unsitten wird länger und länger. Der Ärger bei TV-Übertragun­gen auch. Warum müssen die Fußballer eigentlich auf dem Rasen immer spucken? Das fragte dieser Tage ein Kollege und ergänzte: Die Hallenspor­tler machen dies doch auch nicht.

Auf dem Rasengrün scheint das Gespuckte mehr in der sprichwört­lichen Versenkung verschwind­en zu können. In der Halle nicht. Sogar auf dem Tennisplat­z gibt es den einen oder anderen Spucker. Der Schwede Mats Wilander etwa hatte sogar in den 80er-Jahren den Spitznamen „Spucki“. Einen triftigen Grund kann es für das Spucken nicht geben. Es wird wohl kein Fußballer ersticken, wenn er die Spucke hinuntersc­hluckt. Aber es scheint cool zu wirken. Das Schlimmste dabei ist aber: Schon die Nachwuchsk­icker machen diese Unsitte nach. Da wird schon in Unterklass­en herumgespu­ckt, was das Zeug hält. Die Vorbilder Sergio Ramos und Co. lassen grüßen. Die Hoffnung ist, dass Insider anmerken, dass diese Unsitte doch zuletzt weniger geworden ist.

Die Entwicklun­g bei Schiedsric­hterentsch­eidungen – auch wenn sie vereinzelt fraglich sind – ist bedenklich. Warum muss nach jedem Pfiff prinzipiel­l diskutiert und lamentiert werden? Foul – ja oder nein? Handspiel – ja oder nein? Rote Karte – ja oder nein? Das große Lamentiere­n hat sogar durch den Videobewei­s eine neue pikante Garnierung bekommen. James Rodríguez von Bayern München forderte im DFB-Pokal gegen Hertha BSC diese Woche einmal vehement den Videobewei­s – den es im Cup aber erst eine Runde später gibt. Ja, wenn es einmal drin ist in einem ...

Schiedsric­hter haben es in diesen Tagen ohnehin nicht leicht. Denn wie viele Fußballer krümmen sich vor einem Millionenp­ublikum im TV nach leichten Berührunge­n. Nun gut, Athletik und Hochgeschw­indigkeit führen zu schmerzvol­len Kontakten, aber auch die Fernsehleu­te haben ihre Mittel. Die Zeitlupen decken schonungsl­os auf: Da werden schmerzver­zerrt Körperstel­len gehalten, die gar nicht betroffen waren. Auweh. Die Fußballer mögen sich ein Beispiel bei den Handballer­n nehmen, die nach schweren Fouls nur kurz liegen bleiben und dann weiterspie­len. Ohne großes Wehklagen.

Auch die neue Medienwelt hat den Sport mit all seinen Unsitten verändert. Nicht zu seinem Vorteil. Seit einiger Zeit halten sich viele Sportler vor, während und nach dem Match die Hand vor den Mund. Beim Tennis, Fußball, Basketball, American Football. Sogar beim gemütliche­n Auslaufen und auf der Bank wird mit vorgehalte­ner Hand gesprochen, um möglichen Lippenlese­rn keine Basis für eine fragwürdig­e Geschichte in Boulevardm­edien und in einschlägi­gen Internetfo­ren zu geben. Sogar im Tennisdopp­el wird jeder eigene Aufschlag mit der Hand vor dem Mund durchgespr­ochen – der Gegner könnte ja im Moment der geheimen taktischen Besprechun­g irgendetwa­s mitbekomme­n. Liebe Nachwuchss­portler: bitte nicht nachmachen! Nicht alles ist cool. RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria