Volkswagen legt seine Karten auf den Tisch
Der Konzern versucht mit Rieseninvestitionen, den Anschluss zu finden.
Volkswagen lässt sich bei seiner Elektroauto-Offensive in die Karten schauen. Um die Kosten je Fahrzeug zu senken und den Stromfahrzeugen zum Durchbruch zu verhelfen, öffnet VW seinen mit Milliardenaufwand entwickelten Modularen Elektrobaukasten (MEB) der Konkurrenz. Das gab Strategiechef Michael Jost in einem Interview bekannt.
Der Modulare Baukasten solle ein Standard nicht nur für den VW-Konzern sein, sondern der gesamten Industrie offenstehen. Man befinde sich bereits in „einigen fortgeschrittenen Gesprächen“mit Wettbewerbern, vor allem im Volumensegment.
„Ich denke, wir sind hier Champions in der Branche, zumindest was Kosten und Skalierbarkeit angeht“, betonte der Manager. Deshalb wolle Volkswagen den MEB öffnen und der gesamten Industrie anbieten. Dahinter steht die Hoffnung, dass sich möglichst viele Fahrzeuge eine Plattform teilen und die Kosten je Fahrzeug dadurch sinken. Volkswagen will nach den für 2020 angekündigten ersten Fahrzeugen der neuen ID-Familie ein besonders günstiges E-Auto anbieten. „Ab 2023, spätestens 2024 werden wir auch ein E-Modell auf den Markt bringen, das weniger als 20.000 Euro kostet“, versprach Jost. Die ersten ID-Modelle werden voraussichtlich rund 30.000 Euro kosten. Um den ehrgeizigen Plan umzusetzen, ab 2040 keine Verbrennungsmotoren mehr auf die Straße zu bringen, um die Klimavorgaben zu erfüllen, soll der Ausstoß an E-Autos massiv ausgeweitet werden. Für VW bedeutet das verschärfte von der EU vorgegebene Flottenziel von 37,5 Prozent CO2-Minderung, dass im Jahr 2030 der Anteil von Elektroautos in Europa bei mehr als 40 Prozent liegen muss – sonst fallen hohe Strafzahlungen an. Das bringt den weltgrößten Autokonzern, der wie die anderen Unternehmen der Branche in Deutschland zu lang auf den Verbrennungsmotor gesetzt hat, in Zugzwang. Binnen fünf Jahren soll nun die gewaltige Summe von 30 Milliarden Euro in die Elektromobilität investiert werden.
VW verhandelt bereits mit Ford über eine globale Allianz, die sich laut Insidern auch auf die Nutzung des deutschen Elektrobaukastens durch den US-Autobauer erstrecken soll. Volkswagen und die Nummer zwei in den USA hatten auf der Detroiter Automesse bekannt gegeben, zunächst Transporter und Pick-ups gemeinsam zu entwickeln. Später sollen selbstfahrende Autos, Mobilitätsdienste und Elektroautos folgen. Im Gespräch soll auch eine Lizenzierung des Elektrobaukastens durch Ford sein.