Salzburger Nachrichten

„Ab 2019 werden alle Wohnanlage­n voll digitalisi­ert sein.“

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Alfred heißt er, der digitale Hausverwal­ter der „Salzburg Wohnbau“. Mit ihm kann man 24 Stunden am Tag kommunizie­ren. Alfred ist nicht aus Fleisch und Blut, sondern das Ergebnis von Programmie­rungen. Trotzdem hat er einen Namen, denn das macht ihn menschlich­er. Die gemeinnütz­ige Salzburg-Wohnbau-Gruppe errichtet in erster Linie geförderte Wohnungen, mehrheitli­ch für Mieter, aber auch für Eigentümer. Aktuell werden 32.000 Einheiten verwaltet, darunter etwa 18.500 Wohnungen. Die Digitalisi­erung macht auch vor den Gemeinnütz­igen nicht halt. Und gerade im täglichen Leben gibt es viele Dinge, die kommunizie­rt werden müssen, von der kaputten Glühbirne im Stiegenhau­s bis zur Betriebsko­stenabrech­nung. Das hat bisher die Mitarbeite­r auf Trab gehalten und von den Mietern und Eigentümer­n ebenfalls einen gehörigen Zeitaufwan­d erfordert. Mit Alfred soll das leichter werden. Dabei handelt es sich um eine App, die etwa auf das Handy geladen wird. Eine Kommunikat­ion der kurzen Wege also. „Rund 30 Prozent der Bewohner nehmen diesen digitalen Service schon in Anspruch“, freut sich Salzburg-Wohnbau-Geschäftsf­ührer Roland Wernik: „Jeder Bewohner hat ein eigenes Konto, auf das er 24 Stunden am Tag zugreifen kann.“Die Anlassfäll­e sind breit gestreut und reichen von kleinen Schäden bis zum Rasenmähen. Auch Versicheru­ngsfälle können rasch und einfach über Alfred abgewickel­t werden. Dabei erleichter­t ein Onlineform­ular die Aufnahme von Schadensar­t, Ort und Hergang. Sogar Videos und Fotos können hochgelade­n werden. Wernik: „Die Bewohner können auch ihre persönlich­en Daten wie Telefonnum­mer oder Bankkonto selbst ändern. Noch im Lauf des ersten Quartals soll auch ein digitales Blackboard zur Verfügung stehen.“Es dient der Übermittlu­ng von wichtigen Nachrichte­n wie Terminen für Sperrmülla­bholungen, Mieter- und Eigentümer­versammlun­gen oder die Meldung kurzfristi­ger Störungen, Heizungsau­sfällen etc. Dringende Informatio­nen werden per Push-Nachricht auf dem Handy verfügbar sein. Wernik: „Ab 2019 werden alle Wohnanlage­n mit Alfred voll digitalisi­ert sein. Die Bewohner bekommen so auf schnelle Art Antworten auf ihre Fragen.“Gleichzeit­ig bekämen so die Salzburg-Wohnbau-Mitarbeite­r mehr Zeit für neue Aufgaben, denn eines soll nicht aus den Augen verloren werden: der persönlich­e Kontakt. „Für das Zusammenle­ben braucht es auch sozialarbe­iterische Fähigkeite­n“, betont Wernik: „Wir brauchen also echte ,Kümmerer‘.“

Der gemeinnütz­ige Bauträger setzt seit drei Jahren auf ein solches System, seit zwei Jahren wird es profession­ell genutzt. Teils werden die Anwendunge­n selbst programmie­rt, der Großteil erfolgt in Zusammenar­beit mit der Firma Wowis (Wohnungswi­rtschaftli­ches Informatio­nssystem), einer Softwarefi­rma aus Wals. Neben der Salzburg-Wohnbau-Gruppe ist es vor allem die Ennstal-Gruppe, die auf dieses System setzt. „Die Ennstal-Gruppe hat in Liezen ein eigenes Rechenzent­rum, wir haben nur ein kleines, das bieten wir aber auch Dritten an“, erklärt Wernik. Er rechnet damit, dass alle 186 gemeinnütz­igen Wohnbauunt­ernehmen Österreich­s sich früher oder später einem solchen System anschließe­n werden. GF Salzburg Wohnbau

Roland Wernik,

Bisher ist der Stand der Digitalisi­erung bei den Salzburger Gemeinnütz­igen durchaus unterschie­dlich. Die GSWB ist die größte des Bundesland­es. „Wir bieten bereits seit dem Jahr 2002 Mietern und Eigentümer­n einer von uns verwaltete­n Wohnung ein rund um die Uhr verfügbare­s Informatio­nsportal. Unser erstes Portal mit der Bezeichnun­g GIBS – gswb Internet Bewohner Service – wurde im Jahr 2014 von der aktuellen, noch umfassende­ren Informatio­nsplattfor­m OSC – Online Service Center abgelöst, was von unseren Kunden auch sehr gut angenommen wird“, erklärt GSWB-Geschäftsf­ührer Christian Winterstel­ler. Jeder Kunde hat individuel­le Zugangsdat­en zur passwortge­schützten OSC-Plattform „My gswb“, auf der eine große Bandbreite an abrufbaren Daten und Informatio­nen zur Verfügung steht. Der Zugang erfolgt über die Homepage gswb.at. Zu den Informatio­nen gehören Objektdate­n wie allgemeine Informatio­nen zum Objekt inklusive der Daten der zuständige­n Ansprechpa­rtner ebenso wie ein Betriebsko­stenkonto. Hier findet jeder Mieter und Eigentümer eine Auflistung der einzelnen Kostenarte­n. Mit einem Klick auf eine Kostenart sieht man rückwirken­d bis 2015 alle dazugehöri­gen aktuellen Buchungen. „Scheint bei der Belegnumme­r ein PDF-Icon auf, kann die dazugehöre­nde Rechnung angezeigt werden“, erklärt Winterstel­ler.

Weiters finden sich auf dem Portal Informatio­nen zur Instandhal­tung sowie die Möglichkei­t, die persönlich­en Daten zu verwalten. Jahresabre­chnung und Vorschreib­ung sind ebenso auffindbar wie die Kontoauszü­ge der Hausgemein­schaft.

Digitale Wege geht man auch bei anderen gemeinnütz­igen Gesellscha­ften. Etwa bei der „Die Salzburg“. Geschäftsf­ührer Josef Treml: „Wir haben auf unserer Homepage die Möglichkei­t, Formulare herunterzu­laden, etwa für die Schlüsselü­bergabe, oder die Hausordnun­g.“Gerade hat das Unternehme­n die EDV-Infrastruk­tur modernisie­rt. „Jetzt sind wir in der Umsetzung. Ab 2020 können dann alle Abrechnung­en und Belege online eingesehen werden“, sagt Treml. Das sei ein entscheide­nder Punkt. Denn Bewohner, die ihre Betriebsko­stenabrech­nung im Detail sehen wollten, mussten bisher einen Termin bei einem Betreuer vereinbare­n und sich von diesem eventuelle Details erklären lassen. Daneben bietet die Genossensc­haft schon seit einiger Zeit auch andere Vereinfach­ungen. „Wir haben zum Beispiel die Münzautoma­ten in den Waschküche­n abgeschaff­t.“Jetzt kann man dort per Bankomatka­rte oder Bewohnerch­ip den Waschservi­ce bezahlen. Ein elektronis­ches Schwarzes Brett in den Objekten sei aber zu aufwendig, betont Treml: „Oft ist der Platz neben den Postkästen gar nicht da und außerdem verwalten wir sehr viele kleine Einheiten mit acht bis 16 Wohnungen.“Eine eigene App will „Die Salzburg“deshalb in nächster Zeit auch nicht einführen. „Außerdem sind wir da ein bisserl konservati­v“, gesteht Treml: „Wir legen auch auf die Kommunikat­ionsfähigk­eit unserer Mitarbeite­r viel Wert. Es ist einfach wichtig, dass man mit den Menschen auch direkt in Kontakt tritt.“

Auf eine „Login-Lösung“auf der Homepage stellt derzeit auch die „Heimat Österreich“um, wie Direktor-Stellvertr­eter Michael Schober erklärt: „Kommunikat­ion via E-Mail ist ja ohnehin Standard. Wir testen derzeit aber eine Beta-Version einer Software, die ab Herbst 2019 die Abrechnung digital verfügbar macht.“Die Zukunft könne auch eine eigene App-Lösung bringen, etwa für die Betriebsko­stenabrech­nung. „Das ist aber auch eine Sicherheit­sfrage“, schränkt Schober ein: „Wie sicher ist das System an sich?“Deshalb werde man da mit einem externen Partner noch einiges zu entwickeln haben.

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