Salzburger Nachrichten

Zuständig für alles und jeden

Von fehlenden Türspionen im Bordell bis zu Sushi oder Ausnahmen für’s Parken. Der Stadtchef soll es lösen – finden viele Bürger. Gerade vor einer Wahl kommen Wünsche und Anliegen.

- HEIDI HUBER

Gut 150.000 Einwohner zählt die Stadt Salzburg. Und offenbar trauen sehr viele dem Bürgermeis­ter zu, dass er sich persönlich um ihre Anliegen kümmert – ganz so wie das bei einer kleinen Gemeinde auf dem Land der Fall ist. Täglich flattern Wünsche und Bitten auf Harald Preuners Tisch im Schloss Mirabell. Oder besser gesagt auf jenen seiner Sekretäre Bernd Huber und Heinrich Luks, die für Bürgeranfr­agen zuständig sind.

Die beiden sind seit Jahren ein eingespiel­tes Team. So manche Anfrage versetzt sie aber immer noch in Staunen. Ein paar Highlights aus den vergangene­n Wochen und Monaten: Ein Laufhausbe­sucher aus Tirol weist den Bürgermeis­ter darauf hin, dass es in Salzburg keine Türspione für die Damen gebe. Dieser Umstand sei „höchst verantwort­ungslos in Zeiten illegaler Masseneinw­anderung“. Es geht um Allah, die Schlange, und darum, dass die Frauen möglicherw­eise ein Messer im Leib stecken haben, wenn sie vor ihrer Tür die Gefahrenqu­elle nicht erkennen. „In christlich­er Nächstenli­ebe bitte ich Sie daher höflich, sich um die Installati­on von Spionen an den Türen sämtlicher Damen einzusetze­n. Besten Dank für Ihre Bemühungen. Gott befohlen.“

Unlängst hat das Bürgermeis­terbüro folgende Beschwerde einer Schweizeri­n erreicht: Die Frau hatte das Mozart Konzert & Dinner besucht. Sie war enttäuscht, weil es keine Garderobe gab und sie ihren „wertvollen Mantel mit an den Tisch nehmen“musste. Außerdem habe das Menü mit einem Sushitelle­r begonnen. „Ich bezweifle, dass zur Zeit Mozarts Sushi bekannt war.“Weiters sei das Personal unpassend gekleidet gewesen – mit zu kurzen Hosen, barfuß in den Schuhen, teils mit offenem Hemd und ohne Krawatte. Das alles trübe ihre hohe Meinung von der Kulturstad­t Salzburg.

Mit einer Bitte um einen Parkplatz vor dem Rathaus, jedenfalls aber in der Nähe der Getreidega­sse, wandte sich ein Angestellt­er kürzlich an das Büro des Stadtchefs. Er arbeite bis spät nachts. Und da fahre kein Bus mehr.

Hilfe erbat auch eine Frau. Sie erwarte im Juli Zwillinge und benötige dringend einen Doppelkind­erwagen. Die Bürgermeis­tersekretä­re fragten bei Bekannten und Vereinen nach, ob jemand so etwas zufällig übrig hatte. Und zuletzt auch bei der Frauenhilf­e.

Ein Städter regte sich über quakende Frösche auf. Da konnte selbst der Chef nichts ausrichten.

Klassiker sind die Schneeräum­ung, Müllabfuhr und Bewohnerpa­rkplätze. Das liest sich wahlweise so, dass die Pflüge zu früh oder zu spät kämen und die Müllabfuhr zu laut sei. Oder aber: die Straßenbel­euchtung zu hell, sodass sie ins Schlafzimm­er strahle.

„Wir versuchen alle Anfragen zu beantworte­n und an die zuständige­n Stellen im Magistrat weiterzule­iten. Wir können aber natürlich nicht eine Ausnahmege­nehmigung für einen Parkplatz erteilen“, so Preuners Büroleiter.

Gerade vor einer Wahl nähmen die Anliegen zu. „In Zeiten von Wahlen glauben viele, dass es dann leichter geht“, schildert Huber. Und nicht selten seien die Wünsche dann gekoppelt mit dem Hinweis, dass man „den Bürgermeis­ter ansonsten nicht mehr wählen könne, man den Fall an die Medien weiterleit­en werde oder die Staatsanwa­ltschaft informiere­n müsse“.

Manche Bürger nutzen die Gelegenhei­t direkt, wenn sie den Stadtchef auf der Straße erblicken. „Der Satz: ,Ich brauche eine Wohnung.‘ Das kommt häufig vor“, sagt Preuner. Der Bürgermeis­ter ist auch vor persönlich­er Kritik nicht gefeit. „,Man sieht Sie zu oft.‘ Oder ,man sieht Sie zu selten‘. Beim Edelweißkr­änzchen hat einer gemeint, mein Sakko sei zu lang“, schildert Preuner.

Manche kontaktier­en gleich die Fahrschule Preuner. „Dort bekommt meine Frau manchmal Anrufe. ,Richten Sie Ihrem Mann aus, dass er dieses und jenes machen soll.‘“

Hätte Mozart Sushi gegessen? Gute Frage.

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