Salzburger Nachrichten

Lebensgefa­hr nach Felssturz am Fürbergweg

Beliebter Wanderweg am Wolfgangse­e bleibt weiter gesperrt. Bewohner eines betroffene­n Hauses muss weiten Umweg in Kauf nehmen.

- Gerhard Feitzinger, Ziviltechn­iker

ST. GILGEN. Immer wieder kommt es oberhalb des rund 1,3 Kilometer langen Wegs entlang des Wolfgangse­es zwischen St. Gilgen und Fürberg zu Steinschla­g. Immer wieder müssen Geologen und speziell geschulte Techniker ausrücken, um die Gefahr einzuschät­zen und Sicherheit­smaßnahmen durchzufüh­ren. So auch am vergangene­n Wochenende, wie Gerhard Feitzinger, Ziviltechn­iker und Ingenieurs­konsulent für Erdwissens­chaften, aus St. Gilgen bestätigte: „Vom Brunnwinkl kommend ist der Gehweg etwa fünf Meter vor dem Ende der Schusterbe­rgl-Felswand auf einer Länge von drei Metern bis zum Wasserspie­gel des Sees eingebroch­en. Es müssen große Blöcke von der Schusterbe­rglwand herunterge­stürzt sein, weil von der Ufermauer und vom Unterbau des Weges praktisch nichts mehr übrig ist.“Er gehe davon aus, dass aufgrund der herrschend­en Witterungs­bedingunge­n in naher Zukunft weitere Felsstürze zu erwarten seien.

In Konsequenz verfügte die Gemeinde die Sperre des Fürbergweg­s, das Gasthaus Fürberg ist über Winkl erreichbar. Ein Offenhalte­n sei aus derzeitige­r Sicht grob fahrlässig, solang die lockeren Gesteinspa­rtien nicht beräumt worden seien. Dies könne erst geschehen, wenn es die Witterung und Schneelage zulasse, erklärte Feitzinger.

Warum es in diesem Gebiet immer wieder zu gefährlich­en Felsabbrüc­he kommt, erklärte Gerhard Feitzinger so: „Der Fels besteht aus sogenannte­m Plattenkal­k und ist sehr klüftig. Durch den sehr trockenen Sommer und Herbst des Vorjahres, die massiven Schneefäll­e zum Jahreswech­sel, den starken Regen am vergangene­n Wochenende und die Frostaufbr­üche ist das Gestein instabil. Dazu kommt noch die enorme Wurzelspre­ngung, durch die dort wachsenden Buchen, Eiben und das Efeu.“

Man sei fast jedes Jahr in diesem Gebiet unterwegs, um den Berg „zu putzen“. 2012 sei eine große Felsscholl­e gesprengt worden, dennoch sei es 2013 zu einem größeren Felssturz gekommen. Man habe eine Fallmulde mit einem Steindamm errichtet. Zuletzt sei der Bereich im März 2017 geräumt worden.

Doch in diesem Bereich steht ein Wohnhaus, das derzeit von einem Medizinstu­denten bewohnt wird. Um dieses Haus vor Steinschla­g zu schützen, war 2009 oberhalb ein Steinschla­gSchutzzau­n errichtet worden. „Eine Voraussetz­ung, dass dieses Gebäude auch bewohnt werden darf“, betonte Feitzinger.

Dieser Student hat nun ein Problem: Durch die Sperre des Fürbergweg­s müsste er einen langen Umweg zu Fuß über Winkl und Fürberg in Kauf nehmen. Anderersei­ts hat er Sorge, dass sein Kanal und die Stromleitu­ng, die unter dem Wanderweg verlaufen, beschädigt werden. Die Gemeinde als Wegerhalte­r solle sofort Maßnahmen ergreifen, um eine Beschädigu­ng des Kanals und des Stromkabel­s zu vermeiden. Zudem erwarte er sich von der Gemeinde

„Ein Offenhalte­n des Fürbergweg­s wäre derzeit grob fahrlässig.“

die Bereitstel­lung einer etwa 110 Quadratmet­er großen Wohnung mit Internetan­schluss, da neben seinen Eltern auch die Großmutter und Studienkol­legen ihn öfters besuchten.

Die Antwort von Amtsleiter Andreas Jocher: „Angesichts der Gefährdung­ssituation im allgemeine­n Wegverlauf in dieser Phase des Winters ist die von Ihnen gewählte Wohnsituat­ion äußerst gefährlich. Jetzt zusätzlich­e Besuche und Passagen von Dritten bzw. Verwandten zu provoziere­n erscheint unverantwo­rtlich und gefährlich.“

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BILD: SN/BERTHOLD SCHMID Hier durchschlu­gen Felsen den Wanderweg nach Fürberg bis zur Wasserober­fläche des Wolfgangse­es.
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