Wettbüro-Überfall war fingiert: Jetzt Angestellte und Zeuge im Justizvisier
Eine überraschende Wende nahm ein Prozess wegen schweren Raubes und zweier Einbruchsdiebstähle, der im Dezember gegen einen Kosovaren (30) eröffnet worden war. Staatsanwalt Andreas Winkler warf dem Angeklagten u. a. vor, im August 2018 mit einem Messer ein Wettlokal in Salzburg-Lehen überfallen zu haben. Demnach forderte der 30-Jährige von der Lokalangestellten Geld, worauf sie ihm 5280 Euro gab. Der Angeklagte wurde später ausgeforscht.
Schon zu Beginn des Schöffenprozesses (Vorsitz: Richter Christoph Rother) beteuerte der 30Jährige, dass der vermeintliche Überfall mit einem 34-jährigen Landsmann und Freund abgesprochen worden sei. Der Landsmann habe auch die ebenfalls aus dem Kosovo stammende Lokalangestellte (25) eingeweiht. „Mein Bekannter arrangierte alles. Er hat gesagt, das Wettbüro ist nicht angemeldet und dort ist Schwarzgeld.“Aus Geldnot, so der Angeklagte (Verteidiger: Simon Krichhammer), habe er bei dem abgekarteten Spiel mitgemacht. Der besagte Freund und die Angestellte bestritten das im Zeugenstand. Tatsächlich zeigt aber ein Überwachungsvideo, wie sich der 34-Jährige nur 20 Minuten vor dem „Überfall“im Lokal mit der Angestellten unterhält – dabei hatte er zuvor betont, nie in dem Lokal gewesen zu sein. Der Staatsanwalt zog letztlich die Anklage hinsichtlich schweren Raubes zurück und modifizierte sie im Fall des Angeklagten auf „Veruntreuung als Beteiligter“. Das Gericht verurteilte den vorbestraften 30-Jährigen zu 22 Monaten Haft. Gegen den 34-Jährigen und die Angestellte wird ein Strafverfahren eingeleitet.