Stahlkonzern war gestern
Die voestalpine positioniert sich immer stärker als breit aufgestelltes Technologieunternehmen. Die Kompetenz in Elektromobilität wird nun durch ein Engagement in der ABB Formel E unterstrichen.
Vom Stahl- zum Technologiekonzern: Die voestalpine machte in den vergangenen Jahren eine interessante Wandlung durch. Als Zulieferer der Autoindustrie ist das Linzer Unternehmen mittlerweile weltweit tätig. Zur Vermarktung dieses Geschäftsfeldes entschloss sich Konzernchef Wolfgang Eder (67) „zum größten Einzelsponsoring in der Geschichte unseres Unternehmens“und wird Partner der Elektro-Formel E. Die voestalpine schreibt eine eigene Wertung der Europarennen im Rahmen der FIA-WM ABB FE aus und produziert dafür die Siegestrophäe erstmals auch aus einem Metall-3D-Drucker. Die Kooperation wurde für zwei Jahre (Saisonen 2019, 2020) abgeschlossen und soll dem Vernehmen nach neun Millionen Euro kosten. Beworben wird das Engagement auch durch ein eigenes Showcar, das auf Tournee durch Deutschland und Österreich geschickt wird. Den SN erläuterte Vorstandschef Eder seine Beweggründe. SN: Die voestalpine erwirtschaftet mittlerweile schon ein Drittel des 13-Milliarden-Umsatzes im automotiven Bereich. Wie lang ist man schon hier tätig? Wolfgang Eder: Wir sind mit der europäischen Autoindustrie schon seit den 1950erJahren in Kontakt. Im Lauf der Zeit wurden wir vom Lieferanten zum Partner. Wir sind praktisch von Beginn einer Modellentwicklung dabei und daher Entwicklungspartner, aber auch weiter ein großer Zulieferer. SN: Warum setzt Ihr Unternehmen auch stark auf Elektromobilität und die ABB Formel E? Hier geht es um Innovation pur. Was sich in der Formel E bewährt, wandert bald in die Serienproduktion. Wir sind da nicht beim Chassis mit dabei, sondern bei allem, was „untendrunter“ist. Wir zeigen unsere Kompetenz z. B. in den Battery Racks, also der unfallsicheren „Verpackung“der Batterienblöcke. SN: Wie viele der 52.000 Mitarbeiter der voestalpine sind mit E-Mobilität beschäftigt? Im weiteren Sinn inklusive der Entwicklungsbereiche werden das rund zehn Prozent sein. SN: Mit wie vielen Autoherstellern arbeiten Sie zusammen? Da können Sie von allen europäischen ausgehen, mit einem überproportionalen Schwerpunkt auf den deutschen Premiumherstellern. Aber wir liefern auch an alle anderen, z. B. die europäischen Produktionsstätten der Japaner und Koreaner, aber auch an die amerikanischen und chinesischen Werke der Europäer. Dazu kommen aber auch schon einheimische Produzenten. Zurzeit verhandeln wir u. a. mit Geely über größere Lieferungen. Wir kommen auf eine hundertprozentige Abdeckung in Europa und sind dabei, den Rest der Welt zu beliefern. Da hilft dann besonders eine schon bestehende Partnerschaft in Europa. Die europäische Entwicklungskompetenz ist nach wie vor die wichtigste. Die Chinesen schauen schon genau, wie machen das die großen Europäer ... Die bisher sehr abgeschlossen operierende chinesische Autoindustrie ist gerade dabei, sich zu öffnen, und da werden wir dabei sein. SN: Macht Ihnen ein möglicher Handelskrieg zwischen den USA, China und Europa Sorgen? Oder ein harter Brexit? Von einem Brexit in welcher Form auch immer sind wir nur am Rande betroffen, da wir nur 300 Millionen Euro Umsatz in Großbritannien machen, davon sind aber zwei Drittel Fertigung unserer Werke dort für den Inlandsmarkt. Da bleiben nur knapp 100 Millionen Euro Umsatz mit dem Export aus Großbritannien. Der Brexit ist also für uns kein großes Thema. In den USA haben wir den Vorteil, selbst zu produzieren. Wir sind ein großer Weichenbauer in den USA. Die Verwerfungen zwischen den Handelsblöcken sind aber nicht mehr überschaubar, und sie führen zu einer großen Verunsicherung. Jeder Protektionismus kostet Arbeitsplätze, hat negative Auswirkungen.
SN: Wer kam auf die Idee des eigenen Bewerbs für die Europarennen der Formel E? Ich kann vorausschicken, dass bei unseren Verhandlungen im Vorjahr vieles einfacher war, als es heute wäre, vor allem kostenseitig. Wir waren als Partner sehr gefragt. Wir sagten zu Formel-E-Chef Alejandro Agag, unser Schwerpunkt ist Europa, was können wir da tun? So entstand im Gespräch die Idee der Europawertung. SN: Mit Magna Steyr ist ein zweites großes österreichisches Unternehmen in der Formel E beim Team BMW-Andretti dabei. Sind die Grazer für Sie Konkurrent oder Partner? Weder noch. Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis, aber es gibt wenig Gemeinsames zu besprechen. Wir reden da eher mit ABB und den in der Formel E engagierten Autobauern. ABB Formel E, „voestalpine European Races“: 13. April: Rom, 27. April: Paris, 11. Mai: Monte Carlo, 25. Mai: Berlin, 22. Juni: Bern. Restliche Saisonrennen: 16. Februar: MexikoStadt, 10. März: Hongkong, 23. März: Sanya/Hainan, 13./14. Juli: Brooklyn/New York.