Salzburger Nachrichten

Immer mehr Menschen werden 100 Jahre alt. Ein Fotograf hat sie nun als Models vor die Kamera gebeten.

Die WM-Abfahrt ist zugleich Aksel Lund Svindals Karriere-Schlusspun­kt. Welch großer Sportler dem Skisport verloren geht, wird schon im Abschiedsg­espräch klar.

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Was ihn bei seinem letzten Rennen erwartet, das weiß er selbst nicht so genau. „Auf jeden Fall wird es ungewöhnli­ch emotional“, sagt er, und so richtig wohl fühlt er sich nicht dabei, denn eigentlich ist er einer, der die Dinge immer unter Kontrolle haben will. „Meine Tränenkanä­le sind gut verschloss­en, aber wenn es passieren sollte, dann lasse ich auch den Tränen freien Lauf.“

16 Jahre war Aksel Lund Svindal Teil des Weltcups und dabei immer fair, zuvorkomme­nd und scheinbar immer in der inneren Mitte – ein „Mr. Nice Guy“. Wie man das hinbekommt? „Es fällt leichter, ein netter Mensch zu sein, wenn man glücklich ist.“Auch das ist einer dieser Sätze des Norwegers, die wie in Stein gemeißelt stehen bleiben. „Am leichteste­n ist es, wenn du bist, wie du bist. Von Anfang an. Wenn du versuchst, jemand anderer zu sein, wenn du nervös bist, wenn du mit den Medien sprichst, dann wird es echt hart. Wenn du dich immer verstellen musst.“

Das hat er früh gelernt im norwegisch­en Team. „Ich hatte gute Teamleader von Anfang an und das war vor allem Kjetil André Aamodt.“Aamodt prägte diesen viel zitierten norwegisch­en Teamspirit, den Svindal später als Leader fortgeführ­t hat. Und das mit der Fairness sei letztlich auch ein guter Deal. „Es fällt einem vielleicht für einen Moment schwer, wenn man jung ist. Aber es ist in den 16 Jahren im Sport oft zurückgeko­mmen.“

Sein letztes Rennen wird ein interessan­ter Spagat: Einerseits ist es seine letzte Chance auf eine Medaille, anderersei­ts sein Abschied auf einem Hang, der dank der Wellen und Geländeübe­rgänge genau ihm liegen müsste. „50 Prozent der Emotionen werden mit meinem Abschied zu tun haben. Der Rest mit der Konzentrat­ion auf das Rennen. Immerhin ist es ja eine WM-Entscheidu­ng. Wenn ich das alles hinbekomme­n könnte, dann wäre es perfekt.“Auf jeden Fall fühlt er sich als Mitfavorit. „Ja, das bin ich. Aber wir haben im Training gesehen, dass die, die das ganze Jahr über schnell waren, auch schnell waren.“Svindals Rücktritt kommt wegen seiner latenten Knieproble­me. Wie fühlt er sich vor seinem Abschied? „Ich fühle mich gut in dem Kontext, dass es mein letztes Rennen ist“, antwortet er vielsagend. Klar, das Jammern war nie sein Ding. „Der Zeitpunkt fühlt sich jetzt genau richtig an.“

Wie Lindsey Vonn wird auch er dem Skisport den Rücken kehren. Kann er sich später eine Rückkehr vorstellen? „Zukunft ist ein weiter Begriff. Wenn ich eines Tages zurückkehr­e, dann, weil ich den Skisport vermisse, und das wäre der richtige Grund wiederzuko­mmen.“Aber vorerst ist das nicht der Fall, denn Svindal ist mit vielen Projekten ausgefüllt. „Ich habe viele Pläne. Ich war ja oft verletzt und habe deshalb viel Zeit abseits des Sports verbracht. Ich bin an sieben Startups im Textilbere­ich beteiligt, habe meine eigene Textilfirm­a, Hotel und Appartemen­ts in Hemsedal, also es gibt eine ganze Menge, um die ich mich kümmern muss.“Auch die Offenheit in diesen Dingen ist erstaunlic­h – einen österreich­ischen Skifahrer, der erzählt, in welche Projekte er investiert, sucht man abseits von Rainer Schönfelde­r vergeblich.

Wenn er in seiner langen Karriere etwas bereut, dann nur im sportliche­n Bereich. „Da gab es einige Fehler, es gab Situatione­n, in denen ich mehr attackiere­n hätte können. Aber das gehört zum Spiel dazu. Generell habe ich nichts, was ich bereue.“

Svindals Leaderroll­e wird nun auf Kjetil Jansrud übergehen, der das mit einem gewissen Respekt übernimmt. „Wir werden versuchen, es so zu machen, wie es Aksel gemacht hätte“, so Jansrud. „Wir müssen uns den Teamspirit, den Kjetil und Aksel geschaffen haben, bewahren.“

Den Abschied seines Topstars bedauert natürlich auch Christian Mitter, der aus der Ramsau stammende Cheftraine­r der Norweger. „Aber irgendwann ist es so weit und den richtigen Zeitpunkt gibt es eh nicht. Gewinnt er die Abfahrt, sagt jeder: Warum hört er auf? Wird er Siebenter, sagt jeder: Er hat den Zeitpunkt verpasst.“

 ?? BILD: SN/APA/HERBERT NEUBAUER ?? Aksel Lund Svindal macht im Rennanzug und im feschen Smoking gute Figur.
BILD: SN/APA/HERBERT NEUBAUER Aksel Lund Svindal macht im Rennanzug und im feschen Smoking gute Figur.
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Michael Smejkal berichtet für die SN aus Åre

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