Zwei Salzburger Kleriker arbeiten den Kirchenskandal auf: Erzbischof Franz Lackner und Erzabt Korbinian Birnbacher.
Erzbischof Franz Lackner prüft die Arbeit seines Kollegen Alois Schwarz in Kärnten. Erzabt Korbinian Birnbacher hilft Missbrauchsvorwürfe in einem ehemaligen Tiroler Mädchenheim aufzuklären.
In der katholischen Kirche brodelt es. Einer der Krisenherde ist die Diözese Gurk-Klagenfurt. Dort soll der jetzige St. Pöltener Bischof Alois Schwarz einen wirtschaftlichen Scherbenhaufen hinterlassen haben. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat vom Papst den Auftrag erhalten, die Vorkommnisse zu prüfen. Am Freitag hielt Lackner im Kolpinghaus in Klagenfurt eine Sprechstunde ab. Rund 50 Personen haben sich angemeldet, um ihre Anliegen vorzubringen. Aufklärung tut jedenfalls not. Denn inzwischen kämpft die Diözese mit steigenden Austrittszahlen. Allein im Jänner dieses Jahres verließen 1200 Menschen in Kärnten die Kirche. Dies, nachdem bereits im Jahr 2018 die Kirchenaustritte um etwas mehr als 16 Prozent gestiegen sind. 3526 Personen kehrten der katholischen Kirche den Rücken, das war ein Rekordwert unter den Diözesen Österreichs.
Allerdings: Bei der ganzen Aufarbeitung der Causa scheinen Visitator Lackner und das Bistum nicht an einem Strang zu ziehen. Neben der Anwaltskanzlei des Bistums nahm auch eine Grazer Kanzlei Einsicht in die Akten, beauftragt wurde sie von Lackner. Das Einschreiten der Grazer Anwaltskanzlei im Untreueverfahren gegen Schwarz hat innerhalb der Justiz Folgen. Die Referentin meldete der Behörde ihre Befangenheit und gab den Fall ab. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Graz besteht bei einem Partner der von Erzbischof Lackner beauftragten Kanzlei ein enges familiäres Nahverhältnis. Deshalb wurde ein neuer Referent für den Akt Schwarz bestellt.
Dies ist aber nur einer der Krisenherde, mit denen die Kirche derzeit kämpft. Ein weiterer ist das ehemalige Mädchenheim Martinsbühel in Zirl in Tirol, wo es zu schweren Misshandlungen an Kindern gekommen sein soll. Nachdem die Aufklärung in der Angelegenheit eher schleppend vorangegangen war, hat das Land Tirol nun eine Dreierkommission eingesetzt, die bis Sommer einen ersten Bericht vorlegen soll. Den Vorsitz führt die Innsbrucker Psychotherapeutin Margret Aull.
Martinsbühel war zwar keine Fürsorgeeinrichtung des Landes, doch wurden vom Land Mädchen dorthin zugewiesen. Geführt wurde das Mädchenheim bis 2008 von den Benediktinerinnen. Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe im Jahr 2010 hatten sich rund 100 ehemalige Heimkinder von Martinsbühel an die Ombudsstelle der Diözese Innsbruck gewandt. Der Historiker Horst Schreiber, der sich mit Missbrauchsfällen in Tiroler Heimen auseinandersetzte, hat in einem Interview Martinsbühel folgendermaßen charakterisiert: „Dieses Heim war absolut abgeschottet, es gab kein Korrektiv, keine ausgebildeten Betreuer für die Kinder mit Behinderungen. Die Schwestern waren schwer überfordert und die Kinder aus den Unterschichten verkörperten das Böse für sie.“
Auch in die Aufklärung dieser Causa ist übrigens ein Salzburger Geistlicher involviert. Und zwar der Erzabt des Stiftes St. Peter, Korbinian Birnbacher. Die Erzabtei ist Eigentümerin der Liegenschaft.
„Ich möchte konstruktiv in dieser Kommission mitarbeiten, weil St. Peter als Eigentümerin der Liegenschaft Martinsbühel zwar nicht unmittelbar für die schrecklichen Dinge, die im dortigen Mädchenheim mit angeschlossener Sonderschule vorgefallen sind, verantwortlich zu machen ist, aber ich als Erzabt alles in meiner Macht Stehende tun möchte, damit den Opfern Gerechtigkeit widerfährt.“