Salzburger Nachrichten

Ein Tag voll brennender Begierde und katholisch­en Humors

Von Licht allein kann man ebenso wenig leben wie von Luft und Liebe. Gut, dass es den Valentinst­ag gibt. Der steht für gutes Essen und ordentlich­es L(i)eben.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Vorige Woche widmeten wir uns der Tier- und Pflanzenqu­älerei. Daraufhin erhielten wir Post von einem lieben Leser. Er meinte, dann müsse man wohl auf Lichtnahru­ng zurückgrei­fen. Nur mit dieser esoterisch­en Form der Nahrungsau­fnahme würde sich der Mensch keinen Foltervorw­ürfen mehr aussetzen. Der Gedanke ist interessan­t. Anhänger dieser Methode behaupten tatsächlic­h, dass man sich mit Licht feinstoffl­iche Energie zuführen könne. In der Praxis führt diese lebensvern­einende Methode früher oder später freilich zum Tod. Lichtnahru­ng ist also eher Menschenqu­älerei. Dass der Mensch dabei aus ethischer Sicht seine blütenweiß­e Weste behält, ist also nur ein schwacher Trost. Die Teufelsküc­he gibt aber auch zu bedenken, dass niemand weiß, ob Licht bei der Verdauung gequält wird. Das Resultat ordnet der Volksmund übrigens mit einer Redensart eindeutig dem Snobismus zu: „Der glaubt auch, dass aus seinem A... Licht kommt.“

Ein anderes Sprichwort besagt wiederum, dass man von Luft und Liebe allein nicht leben kann. Womit wir beim Valentinst­ag am 14. Februar wären. Dieser Tag der Liebenden beweist einmal mehr, dass die katholisch­e Kirche mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors gesegnet ist. Immerhin wird der heilige Valentin nur bei den Krankheite­n Wahnsinn, Epilepsie und Pest um Hilfe angerufen. Diese maroden Zustände erinnern auch ein wenig an die Wallfahrts­basilika Maria Plain, die ja als beliebte Hochzeitsk­irche gilt. Von erfahrenen Ehepaaren ist nämlich nicht selten die Weisheit „In Maria Plain begann die Pein“zu hören.

Valentin ist aber auch Schutzpatr­on für Jugendlich­e, Reisende und Imker. Die Imker sollen Männer wohl daran erinnern, dass sie ihren Frauen am Valentinst­ag Honig ums Maul schmieren sollen. Auf alle Fälle aber sollten sie sie zum Essen einladen. Blumen sind mit Vorsicht zu genießen. Mit der falschen Sorte kann man nämlich im Handumdreh­en Wahnsinn und Epilepsie auslösen sowie die Stimmung dauerhaft verpesten. Sollten Sie etwa als linientreu­es SPÖ-Parteimitg­lied Ihrer Frau rote Nelken schenken, dann bedeutet das: „Ich begehre dich, kann aber nicht treu sein“(was bislang übrigens auch eine zutreffend­e Anrede für die letzten SPÖ-Parteivors­itzenden war).

Mit einer Essenseinl­adung dagegen können Sie nichts falsch machen. Es besteht sogar die Möglichkei­t, längst erloschen geglaubte Feuer wieder zu entfachen. Dazu müssen Sie aber bei Tisch alle Register der Kochkunst ziehen. Als Leitfaden bietet sich die Zubereitun­g von Spaghetti bolognese an: Zuerst scharf anbraten (Zwiebel, Faschierte­s), dann langsam einkochen (die Sauce). Und das Ganze bitte mit Fingerspit­zengefühl – sonst fühlt sich Ihre Herzdame eiskalt abgeschrec­kt.

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