Reptilleder ist häufig nicht aus Zuchtfarmen
Das Leder exotischer Tiere ist wieder vermehrt auf den Laufstegen zu sehen. Anders als beim Pelz hat noch kein Umdenken eingesetzt.
SALZBURG. Coco Chanel (1883–1971) war zeitlebens eine Pionierin. Die Modeschöpferin plünderte als Erste die Schränke ihrer Verehrer und passte die komfortablen Schnitte von Männerbekleidung an die Damenmode an. Sie nahm Jersey, den Stoff, der bis dahin nur für Unterwäsche verwendet wurde, und schneiderte daraus bequeme Röcke und Jacken. Mode sollte zeitgemäßen Anforderungen entsprechen.
Die Firma Chanel gibt es heute noch und sie will wieder richtungsweisend sein: So verkündete der französische Luxuskonzern im Dezember, man werde auf Pelz sowie Krokodilleder und andere exotische Tierhäute verzichten.
Frei von Leder, Pelz und anderen Tierhäuten sind seit Jahren die Kollektionen von Stella McCartney. Pelz haben auch andere Modehäuser längst aus dem Programm genommen, doch bei den diesjährigen Modewochen waren nach der Beobachtung von Naturschutzverbänden wieder vermehrt Schuhe, Stiefel, Taschen und Mäntel aus dem Leder von Pythonschlangen, Krokodilen und Waranen zu sehen. Laut Sandra Altherr von der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife stammen nahezu alle Häute von Waranen, Tejus (Schienenechsen), Kobras und Alligatoren von wild gefangenen Tieren, bei Pythons sind es offiziell 44 Prozent. „Auch viele Angaben zu angeblich aus Zuchtfarmen stammenden Tieren müssen wir infrage stellen. Häufig behaupten die Hersteller zwar, dass sie das Leder aus der Zucht beziehen. Doch zum Teil existieren diese angeblichen Farmen gar nicht, oder diese bedienen sich weiterhin aus der Natur und deklarieren die Wildfänge dann einfach nur in angebliche Nachzuchten um. Die Tiere müssen zudem oft qualvoll sterben“, erklärt Altherr. Zwischen 2008 und 2017 wurden etwa 585.446 Alligatorenhäute in die EU importiert, die zu mehr als 90 Prozent aus Wildfang stammen. Registriert sind auch 12.168 Krokodilhäute, die den Angaben nach zu 99 Prozent aus Zuchtfarmen kommen.
Etliche Modefirmen wollen sich jetzt auf Textilien und Leder konzentrieren, die Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie sind. Oder auf Pelz, der durch Bestandsregulierung anfällt. So setzt sich der Verband SwissFur, den der Kürschner Thomas Aus der Au gründete, für die Nutzung heimischer Felle ein. 2016 seien bei der Jagd zur Bestandsregulierung 23.000 Rotfüchse erlegt worden. Es sei verrückt, die Felle wegzuschmeißen, sagt er. Tierschützer halten nichts davon, Importpelze durch heimische Felle zu ersetzen: Je mehr Menschen Pelz trügen, desto mehr Leute fänden das in Ordnung.