Salzburger Nachrichten

Aktionismu­s, Verwunderu­ng, Enttäuschu­ng: Als der Bundesrat Zähne zeigte

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Es war eine Zitterpart­ie – vor allem für die Sozialdemo­kraten. Hätte nur einer der 21 roten Mandatare wegen Grippe bei der Sitzung am Donnerstag gefehlt, hätte die SPÖ ihr Ziel – nämlich: die Ökostromno­velle im Bundesrat zu verhindern – verfehlt. Doch alle 21 SPÖ-Abgeordnet­en sind pünktlich erschienen. Somit konnte die SPÖ die Zweidritte­lmehrheit, die die Regierung für ihr Gesetzesvo­rhaben gebraucht hätte, verhindern. Da die Ökostromno­velle die Interessen der Bundesländ­er berührt hätte, gilt das Bundesrats-Veto – anders als bei normalen Gesetzen – absolut. Der Nationalra­t kann also nicht, wie sonst, einen Beharrungs­beschluss fassen und das Gesetz auf diesem Wege in Geltung bringen. Es muss völlig neu verhandelt werden. Umstritten­ster Punkt der Novelle war eine Förderung von 150 Millionen Euro für 47 Biomassekr­aftwerke. Die Regierungs­parteien wollten damit den Fortbestan­d dieser Kraftwerke für drei Jahre sichern. Die SPÖ kritisiert unter anderem, dass die Verwendung der Mittel nicht im Gesetz geregelt sei. In der Diskussion vor der Abstimmung warfen einander Bundesräte von Regierungs­parteien und SPÖ wechselsei­tig „kabarettha­fte“Auftritte vor. Gelacht wurde dennoch wenig. Die Argumentat­ion von ÖVP und FPÖ: Das Gesetz bedeute nur eine Verlängeru­ng der bestehende­n Bestimmung­en – bisherige Förderunge­n würden um drei Jahre verlängert. Diesen habe die SPÖ ursprüngli­ch zugestimmt, die Verlängeru­ng sichere 47 Biomassekr­aftwerken das Überleben. Untermalt von türkisen Taferln mit der Aufschrift „Wer Ökostrom abdreht, dreht Atomstrom auf“wiesen sie auf die heimische Wertschöpf­ung dieser regional verankerte­n Kraftwerke und damit verbundene Tausende Jobs hin. Die SPÖ kritisiert­e hingegen, dass die genaue Verwendung der im Gesetz verankerte­n Förderunge­n nicht fixiert sei. „Mit großer Verwunderu­ng und Enttäuschu­ng“nahm der Biomasseve­rband die Ablehnung der Ökostromno­velle zur Kenntnis. „Vor allem die unsachlich­e Argumentat­ion der SPÖ-Bundesräte ist nur mit politische­m Kalkül erklärbar“, hieß es in einer Aussendung. Dadurch werde nicht nur regionale Wertschöpf­ung vernichtet, „sondern es werden auch die SPÖ-Gemeinden, wo zwei Drittel der Biomassekr­aftwerke installier­t worden sind, im Stich gelassen“.

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„Wer Ökostrom abdreht, dreht Atomstrom auf“: ÖVP-Aktionismu­s im Bundesrat. BILD: SN/APA/ÖVP/KATHARINA SCHIFFL

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