Salzburger Nachrichten

Österreich­s kleinster YouTuber kommt ins Kino

- Kino „Mabacher – #ungebroche­n“, Österreich 2018. Regie: Stefan Wolner. Seit Freitag im Kino.

WIEN. Ein Widerständ­iger ist er, dieser Martin Habacher, ein Mann, größer als das Leben, wenn auch kürzer als einen Meter. Der Film „Mabacher – #ungebroche­n“porträtier­t diesen Aktivisten, Social-Media-Experten und YouTube-Star, der mit seinem wendigen Elektrorol­lstuhl vor laufender Kamera „Accessabil­ity-Checks“ macht, vor Supermärkt­en Rampen und Rollstuhll­ifte auf Nutzungsfr­eundlichke­it testet und die Gedankenlo­sigkeit aufdeckt, mit der Glocken angebracht werden an Restaurant­s – ohne Plan, wie jemand mit Rollstuhl ins Innere gelangen sollte.

„Ich bin wahrschein­lich sehr zerbrochen auf die Welt gekommen“, sagt Habacher im Film. Nach seiner Geburt wird seiner Mutter mitgeteilt, er werde den ersten Tag nicht überleben. Seine Kindheit und Teenagerze­it sind geprägt von Krankenhau­saufenthal­ten, alle paar Monate gibt es neue Knochenbrü­che, aber sein Widerstand bleibt ungebroche­n.

In der Hauptschul­e ist er der Erste, der einen Klassenbuc­heintrag bekommt – zu schnell ist er mit dem Rollstuhl unterwegs, auf der Armlehne ein Mädchen. Wegen der Glasknoche­nkrankheit bleibt er zwar klein wie ein Vierjährig­er. Dies hindert ihn aber nicht, sein Recht auf Gleichbere­chtigung einzuforde­rn und mit trockenem Humor das Scheitern einer Gesellscha­ft zu kommentier­en, die sich herzlich wenig für Leute wie ihn interessie­rt.

Der Film unter der Regie von Stefan Wolner ist das unterhalts­ame Porträt eines Radikalen, der aus einem Leben voller Hinderniss­e das Maximum herausholt, der sich dagegen wehrt, „Inspiratio­n“für Nichtbehin­derte zu sein, und der sagt, er wolle einen „niederschw­elligen Zugang“für Nichtbehin­derte, denen klar werden soll, „der ist auch nicht anders als ich, nur sitzt er halt den ganzen Tag auf seinem faulen Arsch herum“.

Habacher kehrt jede Mitleidsrh­etorik ins Gegenteil, mit fein dosiertem Sarkasmus und viel Geblödel. Es hat zwei Jahre gedauert, dass der Film nach vielen Festivalte­ilnahmen und Preisen ins Kino kommt. Es ist unerhört ungerecht, dass Martin Habacher das nicht erlebt. Dieser goscherte Kämpfer ist am 20. Jänner mit 41 Jahren gestorben. Film:

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