Harter Preiskampf am Reisemarkt Der weltgrößte Reisekonzern TUI rutschte tiefer in die roten Zahlen.
Ein harter Preiskampf im Reisegeschäft bremst den deutschen Reisekonzern TUI. „Plötzlich haben wir mehr Angebot als Nachfrage“, sagte TUI-Chef Fritz Joussen. Der Tourismus bleibe zwar ein Wachstumsmarkt. „Die Kunden reisen, aber sie akzeptieren keine Preiserhöhungen.“TUI kam bisher gut davon, doch von Oktober bis Dezember 2018 musste der Konzern höhere Verluste verkraften als ein Jahr zuvor, wie er am Dienstag zur Hauptversammlung mitteilte. Der Umsatz stieg zwar um 4,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, der Quartalsverlust legte aber um fast 28 Prozent auf 139 Millionen Euro zu. Seit Jahresbeginn verlor TUI an der Börse eine Milliarde Euro an Wert.
Der Marktführer begründete das mit der Nachwirkung des heißen Sommers 2018, in dem Urlauber zu Hause blieben oder sehr kurzfristig buchten. Die Kunden sind laut Joussen noch immer zögerlich. In Spanien herrsche unerwartet hoher Preisdruck durch Überkapazitäten, nachdem Anschläge und politische Unruhe in der Türkei in den vorangegangenen Jahren noch einen Ansturm der Touristen auf das westliche Mittelmeer verursacht hatten. Jetzt liegen die günstigeren Urlaubsziele in der Türkei und in Nordafrika im Trend, sie werfen aber weniger Gewinn ab.
Der Reisekonzern konnte den Gewinnrückgang der größten Sparte, Reisegeschäft und Flüge, vor allem durch Zuwächse bei den 380 eigenen Hotels und 16 Kreuzfahrtschiffen mehr als ausgleichen. Diese Felder baut TUI seit fünf Jahren aus, um sich unabhängiger zu machen vom saisonabhängigen Pauschalreisemarkt. Aus dem traditionellen Kerngeschäft stammten im vergangenen Jahr noch immer 87 Prozent des Umsatzes, aber nur 37 Prozent des Vorsteuerergebnisses. In diesem Jahr sollen 28 Hotels und drei neue Schiffe hinzukommen. Um den Gewinn wieder anzukurbeln, will TUI Unternehmungen vor Ort künftig noch stärker online per App vermarkten. Massentourismus und Individualisierung sollen kein Widerspruch sein, wenn aus 150.000 angebotenen Aktivitäten für jeden Kunden die Software ein maßgeschneidertes Urlaubserlebnis filtert. „Wir wollen zum besten Marktplatz für Erlebnisse weltweit werden“, sagte Joussen.