Der ewige Zweite holte diesmal Gold
Henrik Kristoffersen war im Riesentorlauf im Weltcup acht Mal Zweiter hinter Hirscher – bei der WM drehte er jetzt die Reihenfolge um.
Es war der erwartete Dreikampf der drei überragenden Riesentorläufer der Gegenwart – die drei lagen auch voran, doch in ungewöhnlicher Reihenfolge: der Norweger Henrik Kristoffersen gewann vor Marcel Hirscher und dem Franzosen Alexis Pinturault. Für Kristoffersen war es die erste WM-Medaille. „Es war ein wirklich guter Lauf, nur oben war ich spät an der Linie, aber ab der ersten Zwischenzeit habe ich richtig Gas gegeben.“
Der geschlagene Hirscher machte aus seiner Enttäuschung wenig Hehl: „Morgen werde ich mich darüber freuen.“Im Finish des zweiten Laufs schien ihm die Kraft auszugehen, am Ende fehlten ihm nur zwei Zehntelsekunden auf Kristoffersen, der Hirscher zum ersten Mal seit dem Weltcup-Finale in Méribel 2015 in einem Riesentorlauf schlagen konnte. Acht Mal ist er im Weltcup auf Rang zwei gelandet, alle acht Mal hinter Hirscher. „Wenn du so oft um zwei, drei oder fünf Hundertstel verlierst, dann ist das hart, aber heute ist alles zurückgekommen.Dieser Sieg gehört meinem Team.“
Die Erkältung wollte Hirscher nicht als Ausrede gelten lassen, obwohl er sichtlich gehandicapt war. „In Anbetracht der Umstände war es trotzdem gewaltig, ich muss zufrieden sein. Aber der Zweite ist der erste Verlierer. Ich hätte gerne meinen Titel verteidigt, aber mehr war nicht möglich.“
Die Kraft sei ihm jedenfalls nicht ausgegangen: „Beim Fahren war es kein Thema. Die Belastung ist trotzdem nicht einfach, ich hoffe, dass das bis Sonntag besser wird. Für Henrik ist der Sieg natürlich eine große Genugtuung.“
Fingerspitzengefühl bewiesen die ÖSV-Trainer bei der Nominierung von Marco Schwarz und Stefan Brennsteiner: Die waren am WM-Tag hellwach und fuhren mit starken zweiten Läufen auf die Plätze fünf und neun vor. Schwarz markierte im zweiten Durchgang sogar Bestzeit und zeigte die Kompromisslosigkeit, die man von Hirscher gewohnt ist. „Die Piste war im zweiten Lauf besser als im ersten, da konnte man mehr attackieren.“Der entthronte Vize-Weltmeister Roland Leitinger ist im zweiten Lauf ausgeschieden. „Ein Einfädler schaut immer blöd aus, aber ich hab halt voll riskiert.“
Die Bedingungen waren so schwierig wie erwartet: Nach strömendem Regen am Vormittag klarte es plötzlich auf und die Temperaturen fielen, was der Piste half.
Auf tiefere Temperaturen und eine härtere Piste setzen nun Hirscher, Schwarz und Manuel Feller auch am Sonntag im abschließenden WM-Slalom. Feller kam mit der Piste nicht ganz zurecht, „aber ich lasse mir die Schneid nicht abkaufen.“ Ergänzt wird das Team beim vermutlich letzten Angriff auf WMGold mit Michael Matt und Christian Hirschbühl. Matt steigt da indirekt in große Fußstapfen: Sein Bruder Mario gewann 2007 hier den WM-Slalom und am Schlusstag noch Mannschaftsgold – es war der goldene Schlusspunkt für den ÖSV.
So etwas würde man heuer auch wieder nehmen …
„In Anbetracht der Umstände war es gewaltig. Ich muss zufrieden sein.“