So trinken die Schweden
Wer immer auch einen Aufenthalt in Schweden hinter sich hat, der kann über vieles berichten und ein Thema darf meist nicht fehlen: die geradezu exorbitanten Preise für Bier und sonstigen Alkohol in diesem Land. In den Bierkneipen von Åre („Ölfabriken“) ist man schnell einmal zehn Euro für ein Bier los und da ist die bei uns ungebräuchliche Einheit von 0,4 Litern gemeint.
Aber der Preis ist die eine Sache, der Umgang mit Alkohol eine andere. Das mussten vor allem die Betreiber des Tirol Bergs in Åre miterleben. Der Berg ist in Wahrheit ein zweistöckiges Zelt, in dem sich die Tiroler Regionen präsentieren und VIP-Gäste mit kulinarischen Schmankerln verwöhnen.
Nur: Um überhaupt aufsperren zu können, mussten sich die Betreiber und das Personal quasi erst einer Rechtsschulung unterziehen. Um 24 Uhr ist Sperrstunde, das heißt: Um 23.30 Uhr darf die letzte Runde ausgeschenkt werden, um 0.30 Uhr muss auch der letzte Angehörige des Personals draußen sein. Für das Personal gilt selbstverständlich striktes Alkoholverbot, auch das wird mitunter überprüft. Dazu darf im unteren Stock des Tirol Bergs kein Alkohol ausgeschenkt werden: Denn der ist verglast und gilt damit als öffentlich einsichtiger Bereich und im öffentlichen Bereich ist Alkoholkonsum in Schweden strengstens verboten – und das überwacht nicht irgendwer, ab spätestens 22 Uhr finden sich meist zwei Polizisten der örtlichen „Ordningsvakt“ein, die bis zur Sperrstunde bleiben und klarmachen, dass es auch bei Medaillenfeiern keinen Spielraum gibt.
Eine andere Besonderheit in Schweden sind die Alkoholkontrollen. Nein, die gibt es bei uns auch, aber in Schweden finden sie bevorzugt am Vormittag statt – bei einem Grenzwert von 0,2 Promille auch verständlich. So wurden deutsche Kollegen neulich um 10 Uhr vormittags vor dem Supermarkt zur Alkoholkontrolle gebeten. Auch ein Planquadrat um 8 Uhr früh ist hier keine Seltenheit. Wer jetzt glaubt, dass Alkohol nun in Schweden Mangelware sei oder gesellschaftlich gar verpönt ist, der liegt völlig falsch. Der Zugang ist halt nur strikt staatlich kontrolliert: Bier ab 3,5 Prozent Alkoholgehalt, Wein und Sekt gibt es nur im staatlichen „Systembolaget“, also dem „Systemlager“. Da findet sich dafür Rotwein aus allen Ecken und Enden der Welt und der Verkaufsschlager sind hier die DreiLiter-Kartons um rund 20 Euro.
Daraus entstand der große Trend „Pre-Party“und der erklärt den seltsamen Bewegungsablauf der Besucher in den meisten Bars. Ein offener Umgang mit dem Thema sieht anders aus, aber es geht wohl nur um Steuereinnahmen.