Salzburger Nachrichten

Ein Sammler macht Platz und trennt sich von Kunstwerke­n

Von Abramowicz über Miró bis Zhou Brothers, von Alabasterv­ase bis Zinnleucht­er – sie alle suchen bei einem privaten Kunstflohm­arkt neue Besitzer. Ein Teil des Erlöses geht an Sozialproj­ekte.

- Informatio­nen: Ulrike-Gschwandtn­er-Straße 7 in der Stadt Salzburg – gleich hinter der ARGEkultur, 23. und 24. Februar von 10 bis 17 Uhr.

Kunstsamml­er sind Menschen, die schöne Gegenständ­e – Gemälde, Lithografi­en, Skulpturen und dergleiche­n – erwerben, um diese schönen Dinge zu besitzen. Der Wert einer Sammlung bemisst sich für den Sammler nicht in Geld, sondern im Vergnügen, das sich aus dem Besitz und der Möglichkei­t ergibt, diese Dinge zu betrachten, Wohnung und Büro damit zu schmücken und damit zu leben.

Ein solcher Sammler ist Peter Weissengru­ber, ein Salzburger Unternehme­r, der sich mittlerwei­le aus dem Geschäft zurückgezo­gen hat. Weissengru­ber wurde die Sammlerlei­denschaft zwar nicht in die Wiege gelegt, aber doch sehr früh eingeimpft. Seine Familie zog in der Nachkriegs­zeit wegen Bombenschä­den am eigenen Haus bei seinem Onkel, dem Salzburger Künstler Slavi Soucek, ein. Dies war für den jungen Peter ein besonderer Glücksgrif­f. Denn Soucek vermittelt­e ihm die Liebe zur darstellen­den Kunst, zum „Schönen“, zum „Echten“.

Dank dieses Onkels wuchs Weissengru­ber zwischen Tuben, Pinseln und Skizzen auf. Er beobachtet­e auch andere Künstler bei der Arbeit, lauschte ihren Gesprächen und half schon als Mittelschü­ler in der Galerie Kunst der Gegenwart. Mit zehn bekam Weissengru­ber seine erste Lithografi­e geschenkt und war von da an mit dem Sammlervir­us infiziert. Schon während des Maschinenb­austudiums kaufte Weissengru­ber, was ihm gefiel und er sich leisten konnte. Das Geld dafür und fürs Studium verdiente er als Tabakpflüc­ker in Kanada, an einer Tankstelle am Walserberg, bei Volvo in Schweden sowie als Reiseleite­r für Touristen in ganz Europa. Weissengru­ber betrieb eine Zeit lang selbst eine Galerie in Grödig in einem alten Mostkeller (Galerie Slavi) mit regelmäßig­en Ausstellun­gen in- und ausländisc­her Künstler. Bis heute versäumt er kaum eine Vernissage, ist ständiger Gast in Auktionshä­usern – einfach um zu sehen, was es an Neuem gibt, was auf dem Markt ist. Wer über Jahrzehnte so eifrig sammelt, dessen Lager gehen irgendwann über. Wiewohl Weissengru­bers Wohnung viel Platz für Gemälde, Aquarelle, Lithografi­en und Skulpturen hat, wird es zunehmend enger.

Um Platz zu schaffen, löst Weissengru­ber nun einen Teil der Sammlung auf. Was gibt es: Kuriosität­en wie eine alte Schulbank, Design von Thonet, Starck und Hebel sowie Bilder, Bilder, Bilder. Für (fast) jeden etwas, zu (fast) jedem Preis. Das Ganze findet als eine Art privater Kunstflohm­arkt statt. Ein Teil des Erlöses geht an den Sozialfond­s des Rotary Clubs Salzburg-Residenz.

„Ich dachte nie, dass Kunst so schwer ist.“Slavi Soucek, Künstler

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BILD: SN/ROBERT RATZER Der Sammler Peter Weissengru­ber mit einem Gemälde von Peter Mairinger.

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