Salzburger Nachrichten

Jetzt muss Harald Preuner zeigen, was er kann

Die einst rote Stadt Salzburg ist in „schwarzer“Hand. Jetzt braucht es einen Kraftakt, um den Frust der Städter mit „ihrer“Politik wirkungsvo­ll zu bekämpfen.

- Hermann Fröschl

Man muss es laut und deutlich sagen: Endlich ist diese Wahl geschlagen! Endlich ist die Politik der Stadt Salzburg wieder arbeitsfäh­ig. Und kann, ja muss das tun, wofür sie eigentlich da ist: eine der schönsten Städte Europas voranzubri­ngen und zu gestalten.

Die vergangene­n zwei Jahre war das nur sehr eingeschrä­nkt möglich. Der durch ein (nicht rechtskräf­tiges) Gerichtsur­teil erzwungene Rücktritt von Langzeitbü­rgermeiste­r Heinz Schaden (SPÖ) stürzte nicht nur die SPÖ, sondern die ganze Stadt in einen politische­n Ausnahmezu­stand. Mit Harald Preuner wurde rasch ein neuer Bürgermeis­ter gewählt, doch nur für rund ein Jahr. Dann stand schon der nächste Urnengang an, der nun – Gott sei Dank – geschlagen ist.

Die politische­n Verhältnis­se in der Stadt sind jetzt geklärt. Und die Stadt steht finanziell sehr gut da. Beste Voraussetz­ungen also, um die drängenden Probleme endlich anzugehen. Die Zeit der Ausreden, des Zögerns und Zauderns ist vorbei.

Gefordert ist nach dem fulminante­n Wahlsieg vor allem die ÖVP. Sie ist nach langer Zeit wieder stärkste Kraft in der Landeshaup­tstadt, und Harald Preuner geht mit gewaltigem Vertrauens­vorschuss in den politische­n Alltag. Jetzt kann, ja jetzt muss Preuner beweisen, dass er nicht nur ein guter politische­r Moderator ist, sondern auch fähig, die Probleme dieser Stadt zu lösen. Nimmt man ihr bisheriges Handeln in den Schlüsselt­hemen Verkehr und Wohnen als Maßstab, so muss sich die ÖVP inhaltlich gewaltig bewegen. Denn die Stadt wird ihren Nimbus als StauHaupts­tadt Österreich­s nur loswerden, wenn sie konsequent dem öffentlich­en Verkehr Vorrang einräumt. Und sie wird die galoppiere­nden Preise in Österreich­s teuerster Wohnregion nur in den Griff bekommen, wenn sie gegen Grundbesit­zer und Bauträger härter als bisher auftritt.

SPÖ-Vizebürger­meister Bernhard Auinger kam dank des passablen Abschneide­ns in der Stichwahl mit einem dunkelblau­en Auge davon. Die Stadt-SPÖ, der im Wahlkampf schwere Patzer unterliefe­n, wird nach den herben Verlusten im Gemeindera­t trotzdem nicht weitermach­en können wie bisher. Vor allem die Frage, wie man frühere SPÖ-Stammwähle­r wieder mobilisier­en kann, wird im Zentrum einer inhaltlich­en Neuaufstel­lung stehen müssen.

Insgesamt muss die Stadtpolit­ik eine neue Allianz mit ihren Bürgerinne­n und Bürgern finden. Eine deutliche Mehrheit attestiert ihr maximal mittelmäßi­ge Arbeit. Und die Wahlbeteil­igung blieb auch gestern deutlich unter 50 Prozent. Es braucht jetzt glaubwürdi­ge und entschloss­ene Politik, um dieser tief sitzenden Frustratio­n zu begegnen.

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