Filmfestival Diagonale feiert das „Chaos“
Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit vor bald fünf Jahren haben die Diagonale-Intendanten Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger ihre Vision für das Festival des österreichischen Films formuliert: kein Anspruch auf vollständige Abbildung des gesamten heimischen Filmschaffens, sondern kuratiertes Programm mit möglichst repräsentativer Auswahl, ergänzend dazu historische Specials und Schwerpunkte. Die typische Schwierigkeit bei nationalen Festivals, ein gewisser Mangel an frischem Luftzug und Austausch nach außen, die ist dennoch spürbar.
Vielleicht ist es daher kein Zufall, dass der Hauptpreis in der Kategorie Spielfilm an eine neue Österreicherin ging, an die aus Syrien stammende Sara Fattahi, die seit drei Jahren in Österreich lebt, für „Chaos“. Fattahi bedankte sich für die „Anerkennung in meiner zweiten Heimat“. Ihr Film handelt von drei syrischen Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen, die ihre Kriegstraumata unterschiedlich zu verarbeiten versuchen.
Auch der große Dokumentarfilmpreis ging an eine Arbeit, die direkt von der politischen Beschaffenheit der Welt berichtet: Nathalie Borgers’ „The Remains“zeigt Helferinnen und Helfer auf der Insel Lesbos, die sich um eine würdige Bestattung ertrunkener Flüchtlinge bemühen; ein zweiter Erzählstrang befasst sich mit einem Flüchtlingshelfer und den Hinterbliebenen einer syrischen Familie, die 13 Angehörige im Meer verloren haben. „Die geflüchteten Menschen haben sich für das Leben entschieden, gegen Tod und Krieg. Sie werden nun beschuldigt, aber es trifft sie keine Schuld“, sagte Borgers über ihren Film.
Die beiden Hauptpreise wurden von Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) übergeben, der die Wichtigkeit des ORF für den österreichischen Film betonte. Auf Nachfrage der Moderatorin Susi Stach, ob er sich für eine weitere Gebührenfinanzierung des ORF einsetzen werde, sagte Blümel aber nur, eine „ausreichende Finanzierung“sei auch langfristig wichtig.