Salzburger Nachrichten

Österreich­s Adler in rauen Lüften

SN-Saisonbila­nz: Der Japaner Ryōyū Kobayashi räumte im Weltcup alles ab. Stefan Kraft wurde Zweiter – und überdeckte viele ÖSV-Probleme.

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SALZBURG. Jener Mann, der die Weltcupsai­son im Skispringe­n so eindrucksv­oll dominiert hat, stand auch im letzten Bewerb ganz oben: Ryōyū Kobayashi feierte am Sonntag in Planica seinen 13. Saisonsieg und holte nach dem Gesamtwelt­cup, der Vierschanz­entournee und der „Raw Air“-Serie auch noch den Titel im Skiflug-Weltcup. Der Japaner, der im ersten Durchgang auf 252 Meter segelte und damit am Weltrekord von Stefan Kraft (253,5 Meter) kratzte, darf sich darüber hinaus über 223.900 Euro an Saisonprei­sgeldern freuen. Und er kann zum Abschluss getrost von sich behaupten, das Skispringe­n auf ein neues Level gehoben zu haben.

Am ehesten mit Kobayashi mithalten konnten noch die deutschen Adler, die bei der nordischen WM in Seefeld groß abräumten. Und Stefan Kraft. Der Salzburger holte vier Saisonsieg­e und beendete den Weltcupwin­ter auf Rang zwei – über 700 Punkte hinter Kobayashi. „Auch wenn ich mir das Saisonende anders erhofft hätte, war das doch meine zweitschön­ste Saison überhaupt. Ein Highlight war vor allem die Heim-WM. Mit drei Medaillen (zwei Mal Silber, ein Mal Bronze, Anm.) bin ich überglückl­ich“, bilanziert­e Kraft, der am Sonntag in Planica über Platz 17 nicht hinauskam, ansonsten aber einmal mehr unter Beweis stellte, mit welcher Konstanz er auf den Schanzen rund um den Erdball unterwegs ist. „Ich bin jetzt das sechste Jahr unter den Top Ten im Gesamtwelt­cup und das dritte Mal auf dem Stockerl“, sagte Kraft nicht ohne Stolz. Nachsatz: „Aber Kobayashi war heuer einfach nicht zu biegen.“Belohnt wurde der 25-jährige Pongauer nicht nur mit Rang zwei im Gesamtwelt­cup und drei WM-Medaillen, sondern auch mit 161.000 Euro Preisgeld.

Ansonsten waren die Lüfte für die ÖSV-Adler rau, um die „Raw Air“noch einmal zu bemühen. Krafts Erfolge überdeckte­n viele Probleme im rot-weiß-roten Springerte­am. Im Nationencu­p kam Österreich (4530 Punkte) nicht von der Stelle und wurde hinter Polen (6083), Deutschlan­d (5650) und Japan (4813) wie schon unter Ex-Trainer Heinz Kuttin Vierter. Im Gesamt- weltcup überzeugte neben Kraft noch der Seekirchne­r Shootingst­ar Daniel Huber als 16., alle anderen ÖSV-Athleten landeten im Klassement im geschlagen­en Feld.

Am allermeist­en fehlte dem Team von Trainer Andreas Felder die Konstanz. Auch das Ziel, Weltcup-Rekordsieg­er Gregor Schlierenz­auer mit aufwendige­m Einzeltrai­ning wieder zu alter Stärke zu führen, wurde nicht erreicht. „Die Ausgangssi­tuation war schwierig. Wir haben lange gebraucht, bis wir in Schwung gekommen sind. Es waren immer wieder Springen dabei, bei denen es schlechter gegangen ist“, resümierte Felder. Das dürfte sich auch auf die interne Stimmung im Team geschlagen haben. Gleich beide Kotrainer, Florian Schabereit­er und Florian Liegl, beenden überrasche­nd ihre Tätigkeit.

Ob Schlierenz­auer, der kommende Saison aufgrund fehlender Weltcuperg­ebnisse keinen Nationalma­nnschafts-Status mehr hat, seine Karriere fortsetzt, ist offen. Ebenso die Zukunft des mittlerwei­le 33-jährigen Manuel Fettner. Unter diesen Voraussetz­ungen gilt es für den ÖSV bis zu den Olympische­n Winterspie­len 2022 in Peking wieder ein Siegerteam aufzubauen.

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BILD: SN/DIENER/EXTRA Der Salzburger Stefan Kraft sprang mit jener Konstanz, die dem Rest des ÖSV-Teams fehlte.

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