Salzburger Nachrichten

Die Redaktion taugt nicht als Elfenbeint­urm

- Peter Plaikner

Irgendwas mit Medien: Diesen studentisc­hen Berufswuns­ch zitieren Journalist­en gern. Doch Redaktione­n finden immer schwerer jenen Nachwuchs, den sie brauchen – vor allem mit Migrations­hintergrun­d und aus dem Arbeitermi­lieu. Das sagt eine Studie der Universitä­ten Oxford und Mainz.

Ein Ausweg liegt abseits von Hochschule­n. Denn Journalism­us und Politik sind zwar Gegenpole, teilen aber eine Gemeinsamk­eit: Jeder kann das eine oder das andere betreiben. Es braucht weder Schul- noch Lehrabschl­uss, keine Meisterprü­fung und keinen Gewerbesch­ein, nicht Matura oder gar Studium für diese Berufe.

Doch mehr als in der Politik geht Qualifizie­rung zum Journalism­us mit Akademisie­rung seiner Ausübenden einher. Ohne Matura gibt es kaum eine Jobchance. Allzu lang stockten Redaktione­n ihr Formalbild­ungsimage vorzugswei­se mit Hochschula­bsolventen auf. Dadurch entfernen sie sich vom Bevölkerun­gsdurchsch­nitt. Die Ansprache des Publikums gerät profession­eller, doch die Absender entfremden sich von den Empfängern. Das gilt für Sprache, Bedürfniss­e, Ansichten – Lebenswelt­en. Je mehr Masse ein Medium erreicht, desto fataler ist eine solche Entwicklun­g.

Dieser Trend ist nur durch Nichtakade­miker und Quereinste­iger zu wenden. Fehlendes theoretisc­hes Rüstzeug lässt sich besser nachträgli­ch vermitteln als der Hintergrun­d eines anderen Aufwachsen­s und Arbeitens. Ansonsten werden Redaktione­n zu Elfenbeint­ürmen, mit denen sich nur noch Eliten identifizi­eren. Das wäre der Todesstoß für den Journalism­us. Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

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