Die Redaktion taugt nicht als Elfenbeinturm
Irgendwas mit Medien: Diesen studentischen Berufswunsch zitieren Journalisten gern. Doch Redaktionen finden immer schwerer jenen Nachwuchs, den sie brauchen – vor allem mit Migrationshintergrund und aus dem Arbeitermilieu. Das sagt eine Studie der Universitäten Oxford und Mainz.
Ein Ausweg liegt abseits von Hochschulen. Denn Journalismus und Politik sind zwar Gegenpole, teilen aber eine Gemeinsamkeit: Jeder kann das eine oder das andere betreiben. Es braucht weder Schul- noch Lehrabschluss, keine Meisterprüfung und keinen Gewerbeschein, nicht Matura oder gar Studium für diese Berufe.
Doch mehr als in der Politik geht Qualifizierung zum Journalismus mit Akademisierung seiner Ausübenden einher. Ohne Matura gibt es kaum eine Jobchance. Allzu lang stockten Redaktionen ihr Formalbildungsimage vorzugsweise mit Hochschulabsolventen auf. Dadurch entfernen sie sich vom Bevölkerungsdurchschnitt. Die Ansprache des Publikums gerät professioneller, doch die Absender entfremden sich von den Empfängern. Das gilt für Sprache, Bedürfnisse, Ansichten – Lebenswelten. Je mehr Masse ein Medium erreicht, desto fataler ist eine solche Entwicklung.
Dieser Trend ist nur durch Nichtakademiker und Quereinsteiger zu wenden. Fehlendes theoretisches Rüstzeug lässt sich besser nachträglich vermitteln als der Hintergrund eines anderen Aufwachsens und Arbeitens. Ansonsten werden Redaktionen zu Elfenbeintürmen, mit denen sich nur noch Eliten identifizieren. Das wäre der Todesstoß für den Journalismus. Peter Plaikner ist Politikanalyst und Medienberater mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.