Wissen, raten, kombinieren
Wer der Meinung war, mit den Millionenshows von ORF und RTL sei das Quizformat im Fernsehen ausgereizt, hat die Rechnung ohne die Zuschauer gemacht. Denn der Wissensdurst und die prickelnde Erfahrung, etwas erraten oder vielleicht sogar gewusst zu haben, kennen keinen Sättigungsgrad. Besonders zwei ARDFormate haben am Vorabend heimlich, still und leise den Sprung vom Geheimfavoriten zum Quotenknüller geschafft: „Gefragt – gejagt“sowie „Wer weiß denn sowas?“, das nächsten Samstag erneut zu Hauptabendehren kommt.
Auch „Gefragt – gejagt“war nicht von ungefähr schon zur besten Sendezeit im Programm. Am Samstag wird Sportreporter Alexander Bommes als bewährter Moderator ab 20.15 Uhr ganz nebenbei seine ansehnliche Allgemeinbildung spazieren führen, wenn er sich nicht gerade zum allgemeinen Gaudium als Sänger versucht.
„Gefragt – gejagt“ist eine raffinierte Kombination zweier Quizformate. Zunächst wird bei den Kandidaten Wissen abgefragt, gefolgt von
Wenn die virtuelle Kulisse streikt, macht das überhaupt nichts Der Reiz fußt auch auf Mentalitätsunterschieden
einem Multiple-Choice-Durchgang. Gegenspieler ist der „Jäger“, der finanzielle Anreize gibt und versucht, in den Runden jeweils mehr zu wissen als die Kandidaten. Dabei wird geflachst, dass sich die Studiobauten biegen, sofern nicht der virtuelle Hintergrund streikt, wie auch schon passiert.
Das Grundkonzept von vier Raterunden und einem „Jäger“wird für die XXL-Ausgabe vervierfacht: 16 Prominente, vier „Jäger“– aber nur ein Bommes. Dass den „Jägern“wenig schmeichelhafte Spitznamen zugeordnet sind, zeugt vom Schmäh, der in den meisten Sendungen „rennt“: Sebastian Jacoby ist der „Quizgott“, Sebastian Klussmann der „Besserwisser“– dazu gesellen sich „Bibliothekar“Klaus Otto Nagorsnik sowie „Quizdoktor“Thomas Kinne.
Aber dieses Format hat auch Schwächen. Zum Beispiel, wenn alle vier Kandidaten ins Finale kommen und einander dann bei gemeinsamen Antworten gegenseitig behindern. Oder wenn gar kein Kandidat das Finale erreicht. Dann wird einer der Ausgeschiedenen ausgelost, der ein Pseudofinale um 500 Euro spielt, damit die Sendezeit gefüllt ist. Peinlich ist außerdem die Vorstellung der Kandidaten mit Pseudoprovokationen an den „Jäger“mit manchmal spätpubertären Sprüchen, die höchstens im Privatfernsehen zumutbar wären.
Im Vergleich zu „Wer weiß denn sowas?“gibt es also auch konzeptionell Aufholbedarf. Dort ist ausgerechnet der verspielte Moderator Kai Pflaume die Schwachstelle – die beiden Gegenspieler Elton (Alexander Duszat) und Bernhard Hoëcker sorgen aber mit unterschiedlichen Mentalitäts-, Kombinations- und Wissenslevels und -zugängen im Zusammenspiel mit den prominenten Gästen immer wieder für ein Unterhaltungsfeuerwerk. Dazu gibt es unglaublich kreative, schräge Fragen.