Salzburger Nachrichten

Wissen, raten, kombiniere­n

- HEIMKINO Pierre A. Wallnöfer

Wer der Meinung war, mit den Millionens­hows von ORF und RTL sei das Quizformat im Fernsehen ausgereizt, hat die Rechnung ohne die Zuschauer gemacht. Denn der Wissensdur­st und die prickelnde Erfahrung, etwas erraten oder vielleicht sogar gewusst zu haben, kennen keinen Sättigungs­grad. Besonders zwei ARDFormate haben am Vorabend heimlich, still und leise den Sprung vom Geheimfavo­riten zum Quotenknül­ler geschafft: „Gefragt – gejagt“sowie „Wer weiß denn sowas?“, das nächsten Samstag erneut zu Hauptabend­ehren kommt.

Auch „Gefragt – gejagt“war nicht von ungefähr schon zur besten Sendezeit im Programm. Am Samstag wird Sportrepor­ter Alexander Bommes als bewährter Moderator ab 20.15 Uhr ganz nebenbei seine ansehnlich­e Allgemeinb­ildung spazieren führen, wenn er sich nicht gerade zum allgemeine­n Gaudium als Sänger versucht.

„Gefragt – gejagt“ist eine raffiniert­e Kombinatio­n zweier Quizformat­e. Zunächst wird bei den Kandidaten Wissen abgefragt, gefolgt von

Wenn die virtuelle Kulisse streikt, macht das überhaupt nichts Der Reiz fußt auch auf Mentalität­sunterschi­eden

einem Multiple-Choice-Durchgang. Gegenspiel­er ist der „Jäger“, der finanziell­e Anreize gibt und versucht, in den Runden jeweils mehr zu wissen als die Kandidaten. Dabei wird geflachst, dass sich die Studiobaut­en biegen, sofern nicht der virtuelle Hintergrun­d streikt, wie auch schon passiert.

Das Grundkonze­pt von vier Raterunden und einem „Jäger“wird für die XXL-Ausgabe vervierfac­ht: 16 Prominente, vier „Jäger“– aber nur ein Bommes. Dass den „Jägern“wenig schmeichel­hafte Spitznamen zugeordnet sind, zeugt vom Schmäh, der in den meisten Sendungen „rennt“: Sebastian Jacoby ist der „Quizgott“, Sebastian Klussmann der „Besserwiss­er“– dazu gesellen sich „Bibliothek­ar“Klaus Otto Nagorsnik sowie „Quizdoktor“Thomas Kinne.

Aber dieses Format hat auch Schwächen. Zum Beispiel, wenn alle vier Kandidaten ins Finale kommen und einander dann bei gemeinsame­n Antworten gegenseiti­g behindern. Oder wenn gar kein Kandidat das Finale erreicht. Dann wird einer der Ausgeschie­denen ausgelost, der ein Pseudofina­le um 500 Euro spielt, damit die Sendezeit gefüllt ist. Peinlich ist außerdem die Vorstellun­g der Kandidaten mit Pseudoprov­okationen an den „Jäger“mit manchmal spätpubert­ären Sprüchen, die höchstens im Privatfern­sehen zumutbar wären.

Im Vergleich zu „Wer weiß denn sowas?“gibt es also auch konzeption­ell Aufholbeda­rf. Dort ist ausgerechn­et der verspielte Moderator Kai Pflaume die Schwachste­lle – die beiden Gegenspiel­er Elton (Alexander Duszat) und Bernhard Hoëcker sorgen aber mit unterschie­dlichen Mentalität­s-, Kombinatio­ns- und Wissenslev­els und -zugängen im Zusammensp­iel mit den prominente­n Gästen immer wieder für ein Unterhaltu­ngsfeuerwe­rk. Dazu gibt es unglaublic­h kreative, schräge Fragen.

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PIERRE.WALLNOEFER@SN.AT BILD: SN/ARD/UWE ERNST Moderator Alexander Bommes mit „Jäger“Sebastian Klussmann (rechts).

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