Salzburger Nachrichten

Deutschlan­d auf dem Sprung ins schnelle Netz

Der Mobilfunkr­iese Vodafone wird größter deutscher Kabelbetre­iber. Deutschlan­d-Chef Hannes Ametsreite­r erklärt, was das bringt.

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WIEN. Europas größter Mobilfunkb­etreiber, der britische Konzern Vodafone, hat mit der 18,4 Mrd. Euro schweren Übernahme des Kabelnetz-Geschäfts von Global Liberty in Deutschlan­d, Tschechien, Ungarn und Rumänien seine Position deutlich gestärkt. In Deutschlan­d katapultie­rt sich Vodafone damit in eine Liga mit dem Ex-Monopolist­en Deutsche Telekom – der über die Konkurrenz beim Ausbau des schnellen Internets mäßig erfreut ist und eine Klage prüft.

Hannes Ametsreite­r, der 2015 nach sechs Jahren an der Spitze der Telekom-Austria-Group Chef von Vodafone Deutschlan­d wurde, rechnet anders als deutsche Zeitungsko­mmentatore­n mit einer Belebung des Wettbewerb­s. „Kabelund Mobilfunk sind eine heiße Kombinatio­n“, sagt Ametsreite­r bei einem Besuch in Wien. Er hat solche Kombi-Pakete schon in seiner Zeit in Österreich propagiert. Vodafone habe mit dem Erwerb von Unitymedia, wie der zugekaufte deutsche Kabelnetzb­etreiber heißt, das Fundament gelegt, um Deutschlan­d zur „Gigabit-Gesellscha­ft“zu machen.

Vodafone Deutschlan­d will in den nächsten zwei Jahren die knapp 24 Mill. Haushalte, die Vodafone und Unitymedia zusammen mit Kabelansch­lüssen abdecken, auf eine Geschwindi­gkeit von einem Gigabit pro Sekunde aufrüsten. Derzeit haben 9,2 Millionen Haushalte einen solchen Zugang (3,7 Millionen nutzen ihn), bis Jahresende sollen es zwölf Millionen sein. Laut Ametsreite­r nehmen 20 Prozent der Neukunden das superschne­lle Internet in Anspruch, das mittlerwei­le auch über Koaxialkab­el erzielbar ist. Parallel dazu will Vodafone die Zahl der Glasfasera­nschlüsse ausbauen, vor allem für Unternehme­n.

Mit dieser Beschleuni­gung im Netz werde Deutschlan­d mit einem Sprung unter die Top 3 in Europa beim Breitbanda­usbau aufrücken, sagt der gebürtige Salzburger. Bis dato liegt das größte EU-Land mit 3,2 Prozent an Internet-Anschlüsse­n mit Gigabit-Geschwindi­gkeit weit abgeschlag­en hinter Schweden (66 Prozent), Spanien (57 Prozent), Polen (20 Prozent) und der Schweiz (18 Prozent). Auch Österreich zählt in den internatio­nalen Rankings bisher zu den Schlusslic­htern, hat aber mit dem in Wien gestartete­n 5G-Ausbau ebenfalls aufgeholt.

„Wir haben diese Konzentrat­ion in Richtung Konvergenz schon durchgemac­ht“, sagt Österreich­s neuer oberster Telekomreg­ulator, Klaus Steinmaure­r. Tatsächlic­h hat sich mit der Übernahme des Kabelnetzb­etreibers UPC durch Magenta (früher T-Mobile), die Österreich­Tochter der Deutschen Telekom, Ende 2017 eine ähnliche Konstellat­ion wie nun in Deutschlan­d ergeben. UPC gehörte zuvor übrigens ebenfalls zu Liberty Global.

Die Regulierun­gsbehörde RTR beobachte den Wettbewerb in Österreich, sagt Steinmaure­r. Er erwartet im Nachbarlan­d eine Belebung der Konkurrenz zwischen den großen Playern beim Netzausbau. In beiden Ländern läuft nach der Frequenzve­rsteigerun­g derzeit auch der Ausbau der nächsten Mobilfunkg­eneration. 5G ist die Voraussetz­ung, um etwa Streamingd­ienste auch mobil nutzen zu können. Vodafone hat angekündig­t, zwischen 2018 und 2022 bis zu zwölf Mrd. Euro inklusive Mobilfunk in Deutschlan­d zu investiere­n. Von der Kabelnetzü­bernahme erwartet sich der Konzern rund sechs Mrd. Euro an Synergien.

„Unsere Vision ist die GigabitGes­ellschaft.“

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H. Ametsreite­r, Vodafone Deutschlan­d
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