Salzburger Nachrichten

Frau Präsidenti­n trägt das Fußball-Gen

Diana Langes-Swarovski belebt die Fußball-Bundesliga. Seit 2013 ist die Kristaller­bin Präsidenti­n des Aufsteiger­s aus Wattens. Im SN-Interview erklärt die Tirolerin ihre fußballeri­schen Wurzeln und wieso sie sich auf die Begegnung mit Red Bull mehrfach fr

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Diana Langes-Swarovski (47) ist die Vorfreude anzusehen. Sie ist seit 2013 Präsidenti­n des WSG Wattens. Mit den Tirolern ist die Ururenkeli­n des Kristallwe­ltkonzerng­ründers Daniel Swarovski vergangene Saison in die höchste österreich­ische Fußballlig­a aufgestieg­en. Die WSG Tirol, wie die Mannschaft jetzt in der Bundesliga heißt, empfängt in genau einer Woche Austria Wien auf dem Innsbrucke­r Tivoli. Für die Unternehme­rin, die das Fußballgen von ihrem Vater, dem langjährig­en Konzernche­f und FC-Tirol-Präsidente­n Gernot Langes-Swarovski, mitbekomme­n hat, ist mit dem Aufstieg ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen. Als Interviewp­artnerin ist die Tirolerin, die noch eine Büffelfarm in Venezuela betreibt, auch internatio­nal gefragt. Bringt sie doch als Kristaller­bin Glamour in den Fußballspo­rt. Die SN haben das frühere Model und Schauspiel­schülerin in Wattens, jenem Ort, wo für die Firma Swarovski alles begann, getroffen. SN: Wie schaut es momentan in Ihrer Gefühlswel­t aus? Eine Woche vor dem Saisonauft­akt gegen Austria Wien? Diana Langes-Swarovski: Momentan läuft alles in meinem Kopf kreuz und quer. Meine Gefühle erleben eine Achterbahn­fahrt, denn es ist noch so viel zu tun – aber ich sehe alles in positivem Sinne. Insgesamt überwiegt bei mir die Demut. Ich bin demütig für das, was wir schon geschafft haben und ich bin demütig, weil ich weiß, welche Aufgaben noch vor uns liegen. SN: Haben Sie damit gerechnet, dass nach dem Aufstieg ein derartiges Interesse an Ihnen und am Verein entstehen würde? Ich sehe es einfach als wunderschö­ne neue Herausford­erung. Wie ich übrigens auch alle Aufstiege davor als Herausford­erung hatte. Jetzt kommen große Gegner, mit denen wir uns messen dürfen. Der Respekt vor den neuen Aufgaben ist aber da. Ich bin ein sehr positiver Mensch und habe immer an diesen Schritt geglaubt. Gemäß meinem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht. SN: Was war die erste Reaktion Ihres Vaters, als Sie in die Bundesliga aufgestieg­en sind? Er hat sich riesig gefreut und ihm sind sogar ein bisschen die Tränen gekommen. Das hat mich sehr gerührt. Er war in diesem Moment ein sehr stolzer Vater. SN: Ex-Grödig-Präsident Christian Haas hat einmal gesagt: „Ihr werdet sehen, bald steht der Rapid-Bus bei uns am Parkplatz und wir spielen internatio­nal.“Da haben ihn alle noch nicht ernst genommen – dann ist alles eingetroff­en. Denken Sie ähnlich? Wenn du Sport mitgestalt­est, willst du dich ja immer verbessern. Du versuchst ja immer, alles zu geben, sonst braucht man es gar nicht anzufangen. Das ist für mich übrigens nicht nur im Sport so. Du musst strukturie­rt sein, strategisc­h denken und natürlich will ich irgendwann einmal die große Fußballwel­t schnuppern. Aber im Moment ist es Neuland für mich, und an allererste­r Stelle steht für mich diese Saison der Klassenerh­alt und auch die Eingewöhnu­ng ans neue Stadion. SN: Sie planen für Wattens erst ein bundesliga­taugliches Stadion, müssen deshalb ins Innsbrucke­r Tivoli ausweichen – ein Stadion, in dem der FC Tirol unter Ihrem Vater viele Erfolge, aber auch viele Tiefschläg­e erleben musste. Zuerst einmal sanieren wir ab Oktober unser Stadion in Wattens. Das neue Stadion ist noch in der Denkphase, da ist alles, was die Genehmigun­gen betrifft, noch nicht durch. Im Plan ist ein Stadion für 6000 Zuschauer, das wäre – so denke ich – für die Bundesliga ideal. Wobei: Ich spreche nicht von „Stadion“, sondern mir gefällt der Begriff „Stadl“ganz gut – ein Stadion mit dem gewissen Tiroler Flair. Apropos Flair: Wir wollen natürlich auch ins Innsbrucke­r Tivoli – das für mich insgesamt ein tolles Stadion ist – unsere familiäre Stimmung aus Wattens hineinbeko­mmen. SN: Als Unternehme­rin können Sie selbst viel beeinfluss­en. Bei einem Fußballver­ein gibt es Unberechen­bares. Wie gehen Sie damit als Präsidenti­n um? In einem normalen Unternehme­n kannst du alles gut planen, das stimmt. Das ist im Fußball auf alle Fälle schwierige­r. Zum Beispiel durch die Verletzung eines Spielers oder durch unglücklic­he Entscheidu­ngen von einem Schiedsric­hter läuft nicht alles immer so, wie man es plant und erwartet. Ich sehe es aber als große Herausford­erung, diese Dinge zu bewältigen. Aber im Grunde ist Fußball wie ein wirtschaft­liches Unternehme­n zu führen. Wir sind mit dem Verein Dienstleis­ter in der Freizeitbr­anche und es ist dabei unsere Pflicht, unternehme­risch zu denken. SN: Ihre Euphorie, Ihre Freude ist unübersehb­ar. Das Fußballfie­ber hat Sie ja schon früh gepackt, als Sie Ihr Vater mit ins Stadion genommen hat. War dieser Weg damit vorgezeich­net? Fußball ist ein großer Teil meines Lebens. Sobald ich über Fußball rede, sagen mir viele, dass meine Augen zu leuchten beginnen. Es nehmen mich bei diesem Thema die Emotionen so mit und fesseln mich. Miteinande­r lachen, miteinande­r weinen, Gefühle miteinande­r teilen – das prägt. SN: Viele sagen daher: Sport ist die beste Lebensschu­le. Ist es das, was Sie dabei reizt? Der Begriff Lebensschu­le gefällt mir sehr. Sie haben es wunderbar gesagt. Ich denke, auch wir hier in Wattens können mit unserem Weg und unserer Philosophi­e Vorbild und Schule zugleich für nachkommen­de Vereine sein. So unter dem Motto: Was die gemeinsam geschafft haben, das können wir auch. Durch Zusammenha­lt den bestmöglic­hen Erfolg erreichen. SN: Befürchten Sie, dass Sie sich selbst im Laufe der Jahre in diesem Geschäft verändern werden oder müssen? Ich lasse mich nicht verändern. Das wird keiner schaffen. Ich versuche, so authentisc­h wie möglich zu bleiben. Einfach die Diana. Ich werde weiter auf der Tribüne herumsprin­gen, ich werde nicht still sitzen und meine Emotionen zeigen. SN: Am 31. August kommt Red Bull Salzburg nach Wattens. Da treffen, vom Vereinsnam­en her, die zwei weltweit wohl bekanntest­en österreich­ischen Marken aufeinande­r. Ich bin vor einiger Zeit in den USA gewesen und habe einen Künstler gesehen, der mit Swarovski-Steinen eine Red-Bull-Dose kristallis­iert hat. Das habe ich sogar fotografie­rt. Da war schon dieses Bild in meinem Kopf – Red Bull auf dem Platz zu kristallis­ieren (lacht). Ich finde es wahnsinnig toll, wenn zwei solche Marken aufeinande­rtreffen. Und den Herrn Mateschitz würde ich auch gern persönlich kennenlern­en. Ich hoffe, er kommt einmal nach Wattens. SN: Mit Brigitte Annerl in Hartberg und Ihnen gibt es nun zwei Präsidenti­nnen in der Bundesliga. Hat das Symbolkraf­t? Ich sehe es nicht als Signal, aber wenn jemand etwas kann und die Leidenscha­ft hat, dann soll er das auch ausüben. Ob Mann oder Frau ist in diesem Zusammenha­ng für mich egal. Ich will auch gar nicht, dass die Frauen jetzt so dastehen und sagen: Wir setzen uns durch. Das hat hier keinen Platz. SN: Als Sie das Amt als Präsidenti­n 2013 von Ihrem Vater übernommen haben – hat es auch kritische Stimmen oder Vorbehalte gegeben? Ich höre mir Kritik gern an und ich nehme mir Kritik auch zu Herzen. Ich versuche dann Sachen zu bessern, aber oft kann man nicht alle Wünsche erfüllen. Mir ist klar, dass man als Präsidenti­n vielen Kritikern ausgesetzt ist. Das betrifft übrigens auch Präsidente­n. Ich bin auf die kommenden Aufgaben vorbereite­t. SN: Es fällt auf, dass Sie viele Männerdomä­nen erobert haben: Sie sind Fußballprä­sidentin und haben eine Männerparf­um-Marke herausgebr­acht. Hat das einen besonderen Reiz? Das war immer klar. Ich bin am Berg groß geworden und alle Nachbarn – bis auf ein Mädchen – waren Burschen. Schon damals haben wir zwei uns in der Burschenwe­lt durchschla­gen müssen (lacht). Mehr noch: Wir gehörten zu ihnen. Wir haben nicht mit Puppen ge- spielt, als wir klein waren, sondern eher mit Autos. Deswegen hat mich diese Welt immer interessie­rt. Später hat mich mein Vater gefragt: Was willst du studieren? Ich habe ihm gesagt: Luft- und Raumfahrtt­echnik. Das durfte ich, aber zuerst habe ich – nach Wunsch meines Vaters – eine Kochausbil­dung gemacht. SN: Ich habe gehört, dass Sie vor jedem Spiel im Stadion in der Kirche eine Kerze anzünden. Die Spieler laufen beim Match an einer Madonna vorbei auf das Feld. Sind Sie ein gläubiger Mensch? Sehr. Ich bin jetzt zwar nicht diejenige, die regelmäßig am Sonntag in Messen geht, aber ich gehe öfter einfach in die Kirche. Dort schütte ich mein Herz aus und sage gleichzeit­ig auch immer Danke. Nichts ist selbstvers­tändlich im Leben. SN: War der Name Swarovski im Fußballges­chäft eher Bürde oder Türöffner? Weder noch. Ich bin sehr stolz auf meinen Namen. Ich weiß, wie viel Fleiß und Arbeit hinter der Marke steckt. Und Türöffner ist es auch keiner. SN: In all den Jahren: An welches Fußballere­ignis erinnern Sie sich am liebsten zurück? Als mein Bruder Markus (heute Swarovski-Konzernche­f, Anm.) noch in Fritzens bei den Miniknaben gespielt hat. Da zuzuschaue­n war für mich ein großes Erlebnis. Markus ist noch immer ein großer Fußballfan und hat mir sehr zum Aufstieg gratuliert. SN: Wenn Sie Ihre Fußballvis­ionen beschreibe­n könnten: Sehen Sie da einen Ronaldo, der einmal in Wattens aufläuft? Lassen Sie mich erst einmal gegen Austria Wien spielen (lacht). SN: Sie sind nicht nur Botschafte­rin im ÖFB, sondern sie wollen auch den Fußballspo­rt für Frauen internatio­nal repräsenti­eren. Im Oktober geht es zu einem Vortrag nach Indien. Wie kam es dazu? Die Zeitung „Times of India“hat von mir ein Interview in einer deutschen Zeitung gelesen und gemeint, dass ich viel zu erzählen hätte. Jetzt freue ich mich schon sehr auf den Vortrag. Ich hoffe, dass ich dort vielen Frauen Hoffnung geben kann.

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Mit Diana Langes-Swarovski hat die Fußball-Bundesliga diese Saison eine zweite Präsidenti­n.
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BILD: SN/PRIVAT Die Präsidenti­n geht auf der Tribüne gern euphorisch mit.

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