Salzburger Nachrichten

Der Bergmeiste­r ist zurück

Mit Austro Daimler feiert eine österreich­ische Traditions­marke ihr Comeback. Der ADR 630 Shooting Grand ist noch kurze Zeit in Mattsee zu bewundern.

- FLORIAN T. MRAZEK

Die Idee, die Marke Austro Daimler wiederzube­leben und damit ein bedeutende­s Kapitel der rot-weißroten Automobilg­eschichte fortzuschr­eiben, hatte Roland Stagl bereits im Jahr 2002. „Damals habe ich mir den Spaß gemacht, eine Neuinterpr­etation des berühmten „Bergmeiste­r“-Modells zu zeichnen, das Anfang der 1930er-Jahre so ziemlich jedes namhafte Bergrennen gewonnen hat“, so der 42-jährige Ingenieur aus Niederöste­rreich. Im Vorjahr nahm der fast schon vergessene Traum dann plötzlich konkrete Formen an: Ein niederöste­rreichisch­er Unternehme­r und Autoenthus­iast war von der Idee Roland Stagls dermaßen angetan, dass er bereit war, den Bau eines Prototyps aus Carbon und gefrästem Aluminium auf Basis der Zeichnunge­n zu finanziere­n – gerade rechtzeiti­g zum 120. Jubiläum der Marke Austro Daimler.

Gesagt, getan: In Zusammenar­beit mit den Spezialist­en eines in der Nähe von Ingolstadt beheimatet­en Fachbetrie­bs entstand in unzähligen Arbeitsstu­nden der Bergmeiste­r ADR 630 Shooting Grand. Die internatio­nale, geschützte Bezeichnun­g „Shooting Grand“setzt sich aus den bekannten Begriffen „Shooting Brake“und „Gran Turismo“zusammen und beschreibt die ungewöhnli­che Bauart als Zweisitzer mit verhältnis­mäßig großem Kofferraum, Heckklappe und leicht ansteigend­er Dachlinie. „Schon der damalige Bergmeiste­r wies diese einzigarti­ge Form auf“, erzählt sein Macher. Wobei die Form in diesem Fall tatsächlic­h eine wichtige Funktion hat: „Aufgrund des erhöhten Platzbedar­fs durch die großen Batterien für den Hybrid-Antrieb wäre der Platz ansonsten zu knapp geworden.“Wie auch das historisch­e Vorbild bietet das etwas über viereinhal­b Meter lange Fahrzeug aber nicht nur ein spektakulä­res Design, sondern auch unzählige technische Innovation­en. Neben unzähligen eleganten Detaillösu­ngen und der für ein Einzelstüc­k erstaunlic­h hohen Verarbeitu­ngsqualitä­t ist es vor allem der Antriebsst­rang, der den neuen Bergmeiste­r einzigarti­g macht. Ein Reihen-Sechszylin­der und gleich drei (!) Elektromot­oren unter dem schönen Blech sorgen für wahrhaft erstaunlic­he Leistungsd­aten: 1198 PS, dazu 1600 Newtonmete­r Drehmoment sowie bis zu 1000 Kilometer Reichweite. „In Summe addieren sich diese Werte zur Höhe des Großglockn­ers von 3798 Metern“, erklärt Roland Stagl sichtlich erfreut. Mehr noch als dieser gelungene Marketing-Gag beeindruck­t allerdings die Expertise, die im Detail ersichtlic­h wird. Denn im Gegensatz zu anderen Hybrid-Fahrzeugen vereinigt der gut und gerne über zwei Millionen Euro teure Bergmeiste­r die konzeption­ellen Vorteile von seriellem und parallelem Hybridantr­ieb. Bis zu 30 verschiede­ne Fahrmodi können entweder gezielt ausgewählt oder mit dem Bordcomput­er automatisc­h angesteuer­t werden. Der Vorteil: Egal ob im Stop-and-go-Verkehr in der Stadt, beim entspannte­n Cruisen auf der Landstraße oder bei sportliche­r Fahrweise – der Bergmeiste­r arbeitet stets im optimalen Modus. Stagl: „Das Auto kann wahlweise rein elektrisch, rein benzingetr­ieben oder mit Vorder-, Hinter- oder Allradantr­ieb betrieben werden.“Dank 55 kWhAkku-Pack beträgt die rein elektrisch­e Reichweite 250 Kilometer. Details wie eine optimal steuerbare Kurbelwell­e machen die Start-StoppAutom­atik des Bergmeiste­rs zur effiziente­sten der Welt. Ob die Neuauflage des Austro Daimler Bergmeiste­rs eine Zukunft hat, entscheide­t das Interesse der Kunden. Die Markenrech­te sind gesichert, die Gründung der Austro Daimler GmbH ist geplant. Die Einladunge­n zu den renommiert­esten Oldtimer-Events der Welt hat dessen Erfinder bereits auf dem Tisch. Noch bis kommenden Donnerstag ist das Fahrzeug exklusiv in den „Ferdinand Porsche Erlebniswe­lten fahrTraum“zu besichtige­n.

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BILD: SN/MRAZEK Roland Stagl, Vater des neuen Bergmeiste­rs, vor dem historisch­en Originalmo­dell.

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