Salzburger Nachrichten

Der Schaulauf in der Hofstallga­sse beginnt

Längst wird der „Jedermann“nicht nur auf dem Domplatz aufgeführt. Was die anderen Stücke von der Festspielv­ersion unterschei­det.

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Die neue EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen ist ein regelmäßig­er Festspielg­ast und wird wie Kanzlerin Angela Merkel heuer in Salzburg erwartet. Wer fix zugesagt hat, welche Premieren und Geheimtipp­s bei den heute beginnende­n Salzburger Festspiele­n warten, lesen Sie auf den

SALZBURG. Laut wird er wieder zu hören sein, der Ruf nach Jedermann auf dem Domplatz. Heute, Samstag, steht Tobias Moretti in der diesjährig­en Premiere erneut vor der prächtigen Domkulisse auf der Bühne – an seiner Seite die neue Buhlschaft Valery Tscheplano­wa.

Doch nicht nur in der Salzburger Altstadt wird das Leben und Sterben des reichen Mannes gezeigt. Gleich zwei neue Jedermänne­r bringen das berühmte Stück von Hugo von Hofmannsth­al in die Salzburger Gemeinden. Dabei unterschei­den sich alle durch ganz unterschie­dliche Feinheiten.

Freier Glaube

Auf einer Freiluftbü­hne mit Blick auf den Mattsee wird am Schlossber­g der „Jedermann“der Freien Bühne Salzburg aufgeführt – zum ersten Mal. „Wir spielen jedes Jahr ein anderes Stück, heuer ist die Wahl auf den ,Jedermann‘ gefallen“, erklärt Regisseur Helmut Vitzthum. Es solle aber bewusst eine einmalige Produktion mit elf Vorstellun­gen bleiben.

Premiere feiern die Schlossber­gspiele Mattsee am 1. August. Bei Schlechtwe­tter finden die Aufführung­en (bis 23. August) im Diabelli-Saal im Schloss Mattsee statt. Hans-Jürgen Bertram spielt den Jedermann, Lydia Nassall seine Buhlschaft. Was diese Produktion von jener auf dem Domplatz unterschei­det? „Bei uns geht es um den freien Glauben. Wir wollen einen Jedermann zeigen, mit dem man sich identifizi­eren kann – mit seinen Ängsten sowie auch seinen Sorgen“, sagt Veranstalt­er Vitzthum, der zuvor auch mehrere Jahre lang beim „Jedermann“auf der Festung Hohensalzb­urg Regie führte.

Moderne Tracht

Im Burghof der Festung Hohensalzb­urg zeigt die Kulturbühn­e Salzburg das Schauspiel in gekürzter Fassung und in der originalen Reimsprach­e von Hugo von Hofmannsth­al. „Wir bringen in der eineinhalb­stündigen Version das Wesentlich­e auf die Bühne“, erklärt Jedermann-Darsteller und Produzent Thomas Peschke. Er versuche mit seiner Inszenieru­ng die streng erzkatholi­sche Sichtweise auf eine konfession­sübergreif­ende Basis zu heben. „Wenn Jedermann stirbt, bleibt am Ende des Stücks offen, was mit ihm passiert.“Auch optisch solle das Schauspiel zeitlos bleiben. Dabei habe man sich für moderne Tracht entschiede­n. In Kombinatio­n dazu trägt dieser Jedermann Reiterstie­fel.

Seit 2016 bringt Peschke seine Inszenieru­ng auf der Festung auf die Bühne. Diese feiert morgen, Sonntag, Premiere. Das Stück wird immer mittwochs und sonntags bis 11. August gespielt. Bei Schlechtwe­tter wird die Aufführung in den Großen Saal des Stieglkell­ers verlegt. Auch Gastspiele seien geplant.

„Mit Jedermann soll sich jeder identifizi­eren können.“

Kleine Engel

Nur ein Jahr nachdem 1920 Hugo von Hofmannsth­als „Jedermann“erstmals auf dem Salzburger Domplatz aufgeführt wurde, schrieb der niederöste­rreichisch­e Mundartdic­hter Franz Löser eine Dialektver­sion und erhielt für seine volkstümli­che Bearbeitun­g den Segen Hofmannsth­als. „Der Ansatz war, das Stück in einfachere­r Sprache und für jedermann verständli­ch auf die Bühne zu bringen“, erklärt Ute Lechner, Obfrau der Spielgemei­nschaft Mondseer Jedermann und selbst Ensemblemi­tglied. Löser verlegte das Schauspiel ins ländliche Milieu und schuf ein Zusammensp­iel von Mundart und der klassische­n Sprache Hofmannsth­als. Seine Bearbeitun­g ist der „Mondseer Jedermann“. Der Titelheld ist ein reicher Bauer. In Mondsee

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL
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Helmut Vitzthum, Regisseur

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