Salzburger Nachrichten

Das Ärgernis am Spielplatz

Viele Eltern ärgern sich über Zigaretten­stummel auf den städtische­n Spielplätz­en. Die Stadt-SPÖ fordert ein Rauchverbo­t. Vergeblich.

- BARBARA HAIMERL

Zahllose Tschickstu­mmel auf Kinderspie­lplätzen – Eltern sind verärgert.

Unübersehb­ar prangt am Eingang zum Spielplatz an der Leonhard-von- Keutschach-Straße in Salzburg-Lehen ein Schild: „Auf dem gesamten Spielplatz sind Hunde verboten“. Den Hinweis auf ein Rauchverbo­t sucht man hingegen vergeblich. Im öffentlich­en Freiraum – und somit auch auf Spielplätz­en – ist Qualmen erlaubt.

Sehr zum Ärger vieler Eltern. „Egal auf welchem Spielplatz ich mit meinem Sohn bin, überall liegen Zigaretten­stummel herum“, sagt Adam Thanvichen aus Hallwang. Das sei in Seekirchen nicht anders als in Eugendorf oder in seiner Heimatgeme­inde. Der Fahrkarten­kontrollor arbeitet in Salzburg und kennt auch die städtische­n Spielplätz­e gut.

Rund um die Sandkiste, in der sein Sohn gerade spielt, liegen jede Menge Tschickres­te. Nicht anders schaut es unter dem Kletterger­üst mit den Seilen aus. Die Stummel gingen wohl auf das Konto von Jugendlich­en, mutmaßt Thanvichen. „Es wäre schon ein Anfang, wenn die Stadt zumindest Aschenbech­er aufstellen würde.“

Es gebe sehr wohl Eltern, die am Rand der Sandkiste sitzend rauchten und den Filter dann auf dem Boden entsorgten, erzählt eine Mutter auf dem Spielplatz an der Rupertgass­e in SalzburgSc­hallmoos. Dort liegen beim SN-Lokalaugen­schein sage und schreibe mehr als 50 (!) Zigaretten­stummel rund um den Jausentisc­h mit den Holzbänken.

Auch im Preuschenp­ark in Salzburg-Parsch und im Dr.Hans-Lechner-Park in Schallmoos spielen die Kinder zwischen Zigaretten­stummeln.

Die Stadt setzt auf die Vernunft der Spielplatz­besucher und den freiwillig­en Rauchverzi­cht. In den Richtlinie­n für das Verhalten auf Spielplätz­en ist nachzulese­n: „Für ein Kleinkind können drei ,verspeiste‘ Kippen tödlich sein.“Die Stadt setze aber bewusst auf Informatio­n und Motivation. „Es wäre ein Armutszeug­nis, wenn man sogar hier die Paragrafen­keule schwingen müsste“, wird Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) zitiert.

Dieser Appell an die Vernunft fruchte nicht, kritisiert Gemeinderä­tin Niki Solarz (SPÖ). Gemeinsam mit ihrem Parteikoll­egen Vincent Pultar fordert sie, das Rauchen auf Spielplätz­en mit einer ortspolize­ilichen Verordnung zu verbieten und in einem abgegrenzt­en Bereich eigene Raucherzon­en auszuweise­n und Aschenbech­er aufzustell­en.

Mit diesem Antrag ist die SPÖ

Niki Solarz, „Es nützt nichts, an die Vernunft der Eltern zu appelliere­n.“ Gemeinderä­tin SPÖ

nun abgeblitzt. Eine ortspolize­iliche Verordnung sei unzulässig, ihr stünden bundesund landesgese­tzliche Regelungen entgegen, heißt es in der Anfragebea­ntwortung. Zudem seien keine Beschwerde­n über Zigaretten­stummel auf Kinderspie­lplätzen aktenkundi­g. Selbst ein Rauchverbo­t würde die Eltern nicht ihrer Aufsichtsp­flicht entbinden, „da auch das Verschluck­en anderer gefährlich­er Objekte, etwa von Steinen und Glasscherb­en, potenziell lebensbedr­ohlich sein kann“.

Hier mangle es am politische­n Willen des Bürgermeis­ters, kritisiert Solarz und verweist auf das Vorbild anderer österreich­ischer Städte. In Innsbruck gilt schon seit 2015 per ortspolize­ilicher Verordnung ein Rauchverbo­t auf Spielplätz­en. In Wien darf auf den städtische­n Spielplätz­en seit acht Jahren nicht geraucht werden. „Zigaretten haben auf Kinderspie­lplätzen nichts verloren, das Rauchverbo­t ist wichtig und funktionie­rt sehr gut“, heißt es im Büro der zuständige­n Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). In Graz bemühen sich SPÖ und ÖVP seit Jahren vergeblich um ein Rauchverbo­t auf Spielplätz­en. Es bedürfe dazu einer Verschärfu­ng des Tabakgeset­zes, heißt es.

Im Nationalra­t haben ÖVP und FPÖ heuer im Frühjahr ein allgemeine­s Rauchverbo­t auf Spielplätz­en abgelehnt. Mit dem Hinweis: Ein solches Verbot sei nicht notwendig, dafür seien ohnehin Städte und Gemeinden zuständig.

„Wir haben das politische Pingpong-Spiel satt“, sagt der Grazer Klubchef der SPÖ im Gemeindera­t, Michael Ehmann. „Wir wollen endlich ein Rauchverbo­t in Graz erreichen.“Der Präsident der Österreich­ischen Ärztekamme­r, Thomas Szekeres, hatte sich kürzlich in der ORF-Pressestun­de gegen eine Ausweitung des Rauchverbo­ts auf alle öffentlich­en Plätze ausgesproc­hen. Ein Rauchverbo­t auf Spielplätz­en könne er sich jedoch vorstellen.

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BILD: SN/BARBARA HAIMERL Lokalaugen­schein am Spielplatz an der Leonhard-von-Keutschach­Straße in Salzburg-Lehen.
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