Die Bauern nicht alleinlassen
Die Wolfsdebatte zeigt: Wir wollen alles, selbst wenn einiges einfach nicht vereinbar ist. Die Berge, der ländliche Raum und hochgelegene Regionen sind Zufluchts- und Sehnsuchtsort für Einheimische wie Gäste: für Ausflüge, Rückzug, Freizeitspaß. Auf den nötigen Komfort will niemand verzichten. Gute Bewirtschaftung ist erwünscht, auch gepflegte Landschaft. Und am besten werden noch Produkte der heimischen Bauern serviert – man will dort oben ja der Globalisierung entfliehen.
Klar gibt es handfeste wirtschaftliche Interessen: Der Tourismus breitet sich in die letzten Rückzugsgebiete aus. Und die Bauern, die im Gebirge hartem Druck ausgesetzt sind, brauchen die Almen und deren Bewirtschaftung. Was von ihnen letztlich aber ja erwartet wird.
Doch mit dem Wolf lassen wir sie dort allein. Dass Einzäunungen oder Hirtenhunde im aktuellen Fall im Großarltal in 2000 Metern und auf 700 Hektar nicht funktionieren, will keiner hören – auch wenn es so ist.
Niemand redet der zügellosen Wolfsjagd das Wort. Doch es gibt Regeln, die das Land beschlossen hat. Regeln, die im Notfall die Bejagung erlauben. In einem rechtsstaatlichen Verfahren – mit Einspruchsrecht.
Dieses wird sich ohnehin ziehen, und bis dahin sollten wir endlich ehrlich diskutieren. Sind wir bereit, unseren Vormarsch in die Berge einzuschränken und die weitreichenden Konsequenzen gemeinsam zu tragen? Es kann nicht sein, dass der Konflikt allein auf Kosten der Bauern und der Landbevölkerung ausgetragen wird.