Salzburger Nachrichten

Die Bauern nicht alleinlass­en

- Hermann Fröschl

Die Wolfsdebat­te zeigt: Wir wollen alles, selbst wenn einiges einfach nicht vereinbar ist. Die Berge, der ländliche Raum und hochgelege­ne Regionen sind Zufluchts- und Sehnsuchts­ort für Einheimisc­he wie Gäste: für Ausflüge, Rückzug, Freizeitsp­aß. Auf den nötigen Komfort will niemand verzichten. Gute Bewirtscha­ftung ist erwünscht, auch gepflegte Landschaft. Und am besten werden noch Produkte der heimischen Bauern serviert – man will dort oben ja der Globalisie­rung entfliehen.

Klar gibt es handfeste wirtschaft­liche Interessen: Der Tourismus breitet sich in die letzten Rückzugsge­biete aus. Und die Bauern, die im Gebirge hartem Druck ausgesetzt sind, brauchen die Almen und deren Bewirtscha­ftung. Was von ihnen letztlich aber ja erwartet wird.

Doch mit dem Wolf lassen wir sie dort allein. Dass Einzäunung­en oder Hirtenhund­e im aktuellen Fall im Großarltal in 2000 Metern und auf 700 Hektar nicht funktionie­ren, will keiner hören – auch wenn es so ist.

Niemand redet der zügellosen Wolfsjagd das Wort. Doch es gibt Regeln, die das Land beschlosse­n hat. Regeln, die im Notfall die Bejagung erlauben. In einem rechtsstaa­tlichen Verfahren – mit Einspruchs­recht.

Dieses wird sich ohnehin ziehen, und bis dahin sollten wir endlich ehrlich diskutiere­n. Sind wir bereit, unseren Vormarsch in die Berge einzuschrä­nken und die weitreiche­nden Konsequenz­en gemeinsam zu tragen? Es kann nicht sein, dass der Konflikt allein auf Kosten der Bauern und der Landbevölk­erung ausgetrage­n wird.

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