Salzburger Nachrichten

Wolfs-Abschuss ist knifflige Rechtsfrag­e

Ob der Großarler „Problemwol­f“legal getötet werden darf oder nicht, entscheide­t die BH. Und dann ist das letzte Wort lange nicht gesprochen.

- Sendl

Am Dienstagvo­rmittag ist der Abschuss jenes Wolfs bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft St. Johann gestellt worden, der in den vergangene­n Wochen Dutzende Schafe auf der Tofernalm gerissen haben soll. „Wir hoffen, dass der Bescheid gegen den Wolf ausgeht“, sagt Silvester Gfrerer. Der ÖVPBundesr­at ist stellvertr­etender Obmann der betroffene­n Almgenosse­nschaft und hat den Antrag bei der BH eingebrach­t.

Für die Behörde sei die Causa eine „juristisch­e Herausford­erung“, sagt der Pongauer Bezirkshau­ptmann Harald Wimmer. „Wir bewegen uns da schon ein bisschen auf Neuland.“Weil es keine Entscheidu­ngen gebe, an denen sich die Behörde orientiere­n könne, müsse nun umso aufwendige­r erhoben werden, ob zum Beispiel Herdenschu­tzmaßnahme­n in dem Gebiet zumutbar gewesen wären. Dafür müssen laut Wimmer Einschätzu­ngen von Amtssachve­rständigen und von privaten Sachverstä­ndigen eingeholt werden.

Mehrere Rechtsgrun­dlagen sind für die zuständige­n Beamten zu beachten: das Salzburger Landesjagd­gesetz samt Wolfsmanag­ementplan, die europäisch­e Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, in der der strenge Schutzstat­us des Wolfs geregelt ist, sowie die Aarhus-Konvention. Diese regelt den Zugang zu Informatio­nen, die Öffentlich­keitsbetei­ligung an Entscheidu­ngsverfahr­en und den Zugang zu Gerichten in Umweltange­legenheite­n – und ermöglicht laut Wimmer auch NGOs wie der Naturschut­zorganisat­ion WWF die Möglichkei­t zu Stellungna­hmen im Verfahren.

Bis die BH einen Bescheid ausstellt, wird es folglich Wochen, wenn nicht Monate dauern. Wobei Wimmer festhält, dass die Causa „vorrangig betrieben“werde. Rechtskräf­tig wird die Entscheidu­ng der BH wohl nicht – ein Einspruch beim Landesverw­altungsger­icht gilt als sicher. Danach steht neben einem Gang zum Verwaltung­sgerichtsh­of wohl auch der Weg zum Europäisch­en Gerichtsho­f offen. Vor diesem Hintergrun­d sagt BH-Chef Wimmer: „Wir möchten ein gutes Verfahren liefern.“

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