Die Reste der Villa rustica in Pfongau verschwinden wieder
VIDEO Nach zwölf Jahren sind die Grabungsarbeiten rund um den römerzeitlichen Gutshof abgeschlossen. Am Freitag führte Archäologe Raimund Kastler Interessierte durch das Areal.
Es war die letzte Gelegenheit, sich ein Bild von den archäologischen Grabungen in Pfongau zu machen. „Am Ende der Grabungen, das ist in einer Woche, wird diese Fläche zugeschüttet werden“, sagt Landesarchäologe Raimund Kastler. Zwölf Jahre lang haben er und Studenten der Altertumswissenschaften an der Universität Salzburg dort jeden Sommer vier Wochen lang mit Schaufel, Kelle und Pinsel freigelegt, was die Erde verdeckt hat.
Heute steht fest: In Pfongau befand sich zur Blüte der Römerzeit eine Villa rustica. Der römische Gutshof bestand aus zwölf bis 13 Gebäuden – vom Villenbereich über Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude, darunter eine Schlosserei und drei Ziegelbrennöfen, bis zu einer Badeanlage. Gesamt dürfte es sich um zwei Hektar verbauter Fläche gehandelt haben. Vor zehn Jahren hatten Forscher hier eine bronzene Venusstatuette gefunden, 2018 den kleinen Helden Achill.
„Wir stehen jetzt vor den Überresten einer Einfriedung des Gutshofs – das ist das, was wir heuer freigelegt haben.“Die nun offen liegenden Gräben dienten den Römern wahrscheinlich als Pflanzgräben, in rechteckig ausgehobenen Gruben dürften sie Hausbrand entsorgt haben. „An der roten Verfärbung des Lehms erkennt man, dass sie hier auch glühende Kohlen unter Lehm begraben haben, wahrscheinlich um Funkenflug zu verhindern“, schildert der Grabungsleiter. Durch die Hitze wurde der Lehm „verziegelt“.
Auch Reste alter Ziegel haben die Forscher gefunden – zum Teil mit Schuhabdrücken oder Abdrücken von Tieren. „Typisch sind etwa die Abdrücke von Hunden, aber wir haben auch den einer Katze gefunden, was für diese Zeit ungewöhnlich ist“, ergänzt Felix Lang von der Universität Salzburg.
Bei dem Grabungsareal handelt es sich um Gewerbegebiet. Bei der Erschließung vor 32 Jahren waren Teile eines römischen Gebäudes gefunden worden. Eine Teilfläche des Areals ist mittlerweile von einer Firma belegt, der Rest soll demnächst folgen.
„Wir sind dankbar, dass wir sehr viele Informationen mitnehmen durften“, sagt Archäologe Raimund Kastler. Wenn man den Gutshof aus der Römerzeit hätte bewahren wollen, dann hätte man in den 80er-Jahren ansetzen müssen. „Es wäre wünschenswert, so etwas der Öffentlichkeit auf Dauer zugänglich machen zu können“, meinte Besucher Johannes Schwaighofer. „Vielleicht kann man im Museum Fronfeste irgendwann in der Zukunft einmal ein 3D-Modell des Gutshofs zeigen“, schlug Künstler Albert Lindenthaler aus Neumarkt vor.