Salzburger Nachrichten

Dicke Luft über Kronospan

In der tschechisc­hen Kleinstadt Jihlava wird Kritik an Umweltvers­chmutzung und einem „Schwarzbau“des Holzverarb­eiters laut. Kronospan-Geschäftsf­ührer David Brenner wehrt sich.

- IRIS BURTSCHER

„Das Werk gehört zu den besten Europas.“David Brenner, Kronospan

SALZBURG, JIHLAVA. Ein Baubeginn ohne entspreche­nde Genehmigun­gen, technische Störfälle, Staub in der Luft und Löschschau­m im Bach: Im tschechisc­hen Jihlava ist der Spanplatte­nherstelle­r Kronospan, der im Besitz der Salzburger Industriel­lenfamilie Kaindl ist, mit Vorwürfen der Gemeinde konfrontie­rt. Bürgermeis­terin Karolína Koubová und ihre Stellvertr­eter haben sich in einem offenen Brief zu Wort gemeldet und Fragen gestellt. Noch im Mai sei sie extra nach Salzburg gereist und habe mit Peter Kaindl gute Gespräche geführt, erzählt Koubová. Nach der Rückkehr nach Tschechien habe man jedoch bald feststelle­n müssen, dass Kronospan in Jihlava bereits mit dem Bau der neuen Holzrecycl­inganlage begonnen hatte – ohne eine entspreche­nde Genehmigun­g. Deshalb – und weil Anrainer über Gesundheit­sprobleme klagen – habe sie den Brief verfasst. „Darüber offen zu sprechen ist die einzige Möglichkei­t, die Situation zu verbessern. Sie haben Geld. Sie können sich viele Dinge kaufen“, sagt Koubová. Die Bürgermeis­terin ist erst seit wenigen Monaten im Amt. Ihr Vorgänger habe sich nicht einmischen wollen. Sie sieht das anders. „Einerseits wird von Kronospan beteuert, dass alles legal ist. Anderersei­ts sehen wir jeden Tag den schwarzen Rauch über der Fabrik und die gelben Blasen auf dem Fluss.“

Kronospan beschäftig­t in dem tschechisc­hen Werk 700 Mitarbeite­r und produziert dort Spanplatte­n und Küchenarbe­itsplatten. Der heutige Kronospan-Geschäftsf­ührer und frühere Salzburger Finanzland­esrat David Brenner ist über die Vorwürfe erstaunt – und dementiert sie. Das Werk in Jihlava gehöre zu den besten Europas, zur „Champions League“, und stehe dem in Salzburg um nichts nach. Man habe in Tschechien bereits vor zwei Jahren neue Filter eingebaut, die die EU erst ab Ende 2019 vorschreib­e. Die Emissionsw­erte seien weit unter den Vorschrift­en. „Auch der sogenannte Schwarzbau ist alles andere als ein heimlicher Ausbau des Werks“, sagt Brenner. Man wolle eine bestehende Anlage erweitern, habe Pläne eingereich­t und von mehreren Behörden positive Stellungna­hmen erhalten. Deshalb habe man mit den Arbeiten begonnen. Als bekannt wurde, dass die Umweltbehö­rde eine vertiefend­e Prüfung einleitet, habe man die Aktivitäte­n gestoppt. Brenner geht davon aus, dass alles bewilligt wird. Schließlic­h bringe die neue Anlage, in der altes Holz zu Platten gepresst werde, mehr Nachhaltig­keit. „Deponien werden entlastet. Wir verlängern den Lebenszykl­us, weil wir das Holz weiternutz­en und weniger Frischholz brauchen.“Brenner ortet ein Informatio­nsdefizit in der neuen Stadtregie­rung. Man sei nach wie vor für Gespräche offen. „Wir wollen aber nicht Gegenstand von politische­n Spielen werden. Es wird der Eindruck erzeugt, dass sich die große Industrie über Regeln hinwegsetz­en kann. Mit Durchschum­meln wird man aber nicht Weltmarktf­ührer.“Kronospan betreibt weltweit 40 Werke auf drei Kontinente­n und beschäftig­t mehr als 14.000 Mitarbeite­r.

Der über den Salzburger Finanzskan­dal gestolpert­e Brenner wurde 2013 Geschäftsf­ührer des Kronospan-Werks Lampertswa­lde bei Dresden. Seit 2018 ist er auch Geschäftsf­ührer der deutschen Kronospan Holding und der Kronofloor­ing GmbH. „Ich genieße es, dass ich nicht mehr Gegenstand der Berichters­tattung bin, sondern die Sache“, sagt er. Die Aufgaben in der Privatwirt­schaft seien spannend und herausford­ernd. Der Politik hat er den Rücken gekehrt: „Ich habe keine Comeback-Gelüste.“

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BILD: SN/KRONOSPAN Das Werk im tschechisc­hen Jihlava.
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