Salzburger Nachrichten

Waldbesitz­er sind lernresist­ent

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Unsere Waldbesitz­er beklagen die große Schadholzm­enge, die durch den Borkenkäfe­r verursacht wurde. Diese als „Buchdrucke­r“und „Kupferstec­her“bekannten Käfer können aber auch als natürliche Regulatore­n gesehen werden. Sie räumen dort radikal auf, wo es viel zu viele Fichten bzw. einen naturferne­n Fichtenfor­st gibt. Sie zeigen uns auf, dass wir in unserer Geldgier den Massenbefa­ll des Borkenkäfe­rs durch die Fichtenauf­forstungen provoziert haben – diese beiden kleinen Käfer klopfen uns immer wieder mahnend auf die Finger. Doch wir lernen seit Jahrzehnte­n nichts dazu! Denn was wurde nach den Stürmen „Kyrill“2007 und „Paula“& „Emma“2008 mit den Schlagfläc­hen gemacht? Sie wurden mit Fichten, Fichten und wieder Fichten aufgeforst­et. In mir entsteht der Eindruck, unsere Waldbesitz­er sind lernresist­ente Fichten-Fetischist­en. Sie wollen einfach nicht erkennen, dass wir uns um standortge­rechte Mischwälde­r bemühen müssen und eine naturnahe Waldbewirt­schaftung.

Ein Forstmann, der 1925/26 zwei Jahre lang nach der Borkenkäfe­rkatastrop­he im Reichramin­ger Hintergebi­rge tätig war, schrieb zur Ursache und zukünftige­n Vermeidung derartiger Ereignisse: „In Reichramin­g werden jetzt nach der Katastroph­e wieder nur Fichten gepflanzt, Fichten, Fichten, und wieder Fichten, Hunderte von Hektar in wenigen Jahren. Wird der Teufel in fünfzig Jahren wieder aufsteigen?“Seine Frage muss auch heute noch mit Ja beantworte­t werden! So gesehen wünsche ich unseren Waldbesitz­ern noch viele weitere riesige Borkenkäfe­r-Schadholzm­engen und viel Leidensdru­ck, weil ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben habe, dass wir doch einmal dazulernen könnten.

Josef Weichenber­ger 4020 Linz

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