Salzburger Nachrichten

Boscholä zum Potofö?

Warum ich mich nun doch wieder in kein französisc­hes Restoro traue.

- Fritz Messner

Als Citroën neulich verkündete, zum 100. Geburtstag den Markenname­n im deutschen Sprachraum auf Zitrön ändern zu wollen, freuten sich viele mit mir darüber und hofften schon auf eine generelle Eindeutsch­ung französisc­her Begriffe.

Denn ganz ehrlich: Diese komische Schreibwei­se mit sinnloser Buchstaben­vergeudung und verwirrend­en Aussprache­regeln hat uns schon lange verunsiche­rt – und irgendwie gedemütigt. Warum muss man Bordo mit x schreiben? Macht das den Wein besser? Vom Boscholä ganz zu schweigen. Da bestellt man sich doch lieber einen Heckenkles­cher und weiß, was man bekommen wird.

Auch die berühmte französisc­he Küche gleicht mit ihren Gerichten wie Schattobri­o, Buijabäs, Kokowä, Potofö oder Böf Burginjo einem aussprache­technische­n Minenfeld, sodass man halt doch lieber zum Chinesen geht, wo man noch weniger versteht, aber ganz simpel G5 oder H7 bestellen und sein Gesicht wahren kann.

Und in der Musik? Schosos sind schon schön, aber Titel wie Schönörgre­tteriä, Purketümem­sokor oder Komodödira­djö vermiesen einem wieder den ganzen Kunstgenus­s.

Und die Schosonjes mit Namen wie Sersch Gänsbur oder Schilbär Beko lassen einen zudem noch wie einen hinterwäld­lerischen Banausen klingen.

Da ist es dann kein Wunder, dass der heimische Musikfeins­pitz mit Andreas Gabalje einen Künstler schätzt, von dem er wenigstens den Vornamen ausspreche­n kann.

Leider war die ganze Sache dann doch nur ein Werbegag und so werden wir frankophob­en Konsonante­nfetischis­ten weiter rätseln, ob die Blechkiste nun Zitro-ä oder Zitro-en oder sonst wie heißt. Ach ja, und zum Potofö kann man je nach Inhalt verschiede­nste Weine reichen, von Schabli über Buijerusch bis zum Pinomönje.

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