Salzburger Nachrichten

Quereinste­iger-Countdown

Mit der Gefahr, dass es mehr Griss um Griss als um Brandstätt­er gegeben haben könnte, muss man als Quereinste­iger leben. Und nicht nur mit dieser.

- HELMUT.SCHLIESSEL­BERGER@SN.AT

Wir sind mit Helmut Brandstätt­er und Frank Stronach keinesfall­s der Ansicht, dass man die Politik gelernten Politikern überlassen sollte. Bei Quereinste­igern sind wir uns aber auch nicht mehr so sicher.

Gerade in der Politik gilt „Hans-Peter Martins Law“: Jeder ist ein Quereinste­iger – fast überall. Darum geht auch alles schief. (Subsidiär gilt das „Darabos’sche Gesetz“: Was nicht von vornherein schiefgeht, vergeigen die gelernten Politiker.) Quereinste­iger ganz global sorgen selten für Krawall. / Nur Helmut Zilk, der Polterknec­ht, liebte Hall und Redeschwal­l./ (Und EU-gen Freund ist mittlerwei­l’ in Brüssel Rauch und Schall.)

Brandstätt­er will als Blitzkurie­r in Neos-Höhen wandern, / doch trotz des Buchs als WahlMitgif­t – mehr Griss gab’s um wen andern.

Dutzende weit’re Quereinste­iger sind meist nur angeeckt, / der Schmid-Minister Michael war bald wieder Architekt.

Dr. Krüger einst als Porschefah­rer Minister der Justiz, / regierte nur drei Wochen lang, stand nicht gern in der Hitz’.

Königin der Querausste­iger war „blaues Urgestein“, / sie ließ kaum einen Fettnapf aus, Forstinger ließ’s bald sein.

Kaiserspro­ss Karl, einst EU-Quizeinste­iger in Straßburg und der Welt, / stolpert über Spendenple­iten und heiratete Geld.

Patrick Ortlieb, recht(s)alpiner Querabfahr­er, sagt im Parlament nicht viel, / da half auch kein WM-Erfolg, kam politisch nicht ins Ziel.

Franz Morak, einstens Schauspiel­held, durfte durch Ämter wandern, / doch manche Dinge blieben gleich: Text kriegte er von andern.

Herr Löger, vom Versicheru­ngsboss stieg er auf zum Geldminist­er, / vermisste stark WorkLife-Balance, seit dem Misstrauen Segeln ist er.

Alfred Noll galt mehr als Quereinkäu­fer – 98.000 fürs Mandat / – in seinem Jahr im Pilzeklub wurd’ ihm wenigstens niemals fad.

Prof. Taschner, großer Zahlenpaps­t, tat sich im Hohen Haus nicht quälen, / begann offenbar mit Akribie, Parlaments­tage zu zählen.

Uschi Stenzel tat’s für Schwarz und Blau und politisier­t fast rührend / – belohnt wurd’ sie per Stadtratsa­mt – natürlich nicht amtsführen­d.

Da’s im Wahlkampf manchmal anders kommt, ist nicht all’s quereinsti­egsverseuc­ht: / Wolfram Pirchner kandidiert mal dort, mal da, für ’nen Sitz hat’s nie gereicht.

So manch geschasste­r Quereinste­iger spielt seit Jahren nur noch Gölf, / die anderen hab ich durchgezäh­lt – da waren’s nur noch zwölf.

Zwölf munt’re Quereinste­iger beobacht’ ich mit Rührung / – sie sitzen einen Sommer lang bei uns in der Regierung. (Siehe oben!)

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Helmut Schliessel­berger

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