Ein neuer Film dringt zu den Dämonen vor
Winter ist’s, es schneit und ist so kalt, dass man erschrickt, als die Hauptdarstellerin auf dem Sessellift ihren Handschuh verliert. Mit der Uraufführung dieses Films „Der Oylem iz a Goylem“– zu Deutsch: Die Welt ist ein Golem, also eine unsensible Masse – hat der Kunstverein Salzburg am Freitagabend seine außergewöhnliche Sommerausstellung eröffnet.
Darin werden drei Filme des israelischen Videokünstlers Omer Fast in einem überraschenden Ambiente gezeigt: Der Eingang ist auf die Hinterseite des Saals im Künstlerhaus verlegt. Hier betritt man ein Wartezimmer, das einen prompt in Spitalsatmosphäre versetzt: kahle Sessel, weiße Wände mit Plakaten über Ernährungspyramide, Gesundheits-Checks und „6 Beiträge zur Patientensicherheit“. Das Zimmer sowie der anschließende Gang sind mit Accessoires aus dem Landeskrankenhaus und der Privatklinik Wehrle täuschend echt gebaut.
In einem Krankenhaus sollten der Tod und mit ihm alle Dämonen vertrieben werden, erläutert Omer Fast. Um Keime und Schmutz fernzuhalten, seien Spitalsräume weiß, hell und steril. Das sei der maximale Kontrast zu seinen Filmen. Denn in diesen gehe es um die Begegnung mit dem Übernatürlichen, mit den Toten und deren Geistern.
Es klingt kühl durchdacht, was der Künstler da erläutert. Doch sein in Salzburg und Werfenweng gedrehter Film ist packend, symbolträchtig, stellenweise erschreckend und insofern gruselig, als er an tief sitzenden kulturellen Konflikten rührt. Eigentlich sei es absurd, dass die Skifahrerin auf dem Lift neben einem orthodoxen Juden sitze, der niemals neben einer fremden Frau Platz nehmen würde, erläutert Omer Fast. Aus Ärger über dessen endloses Erzählen nimmt sie ihm den Hut weg. Für sie ist dies eine Geste, um die Oberhand zu bekommen. Doch aus Sicht eines orthodoxen Juden steht dies symbolhaft für eine Enthauptung. Dies sind nur zwei Beispiele für märchenhaft dämonische Geheimnisse, zu denen Omer Fasts Filme vordringen. Ausstellung: