Salzburger Nachrichten

Ein neuer Film dringt zu den Dämonen vor

- Omer Fast, „Der Oylem iz a Goylem“, Kunstverei­n Salzburg, bis 6. Oktober.

Winter ist’s, es schneit und ist so kalt, dass man erschrickt, als die Hauptdarst­ellerin auf dem Sessellift ihren Handschuh verliert. Mit der Uraufführu­ng dieses Films „Der Oylem iz a Goylem“– zu Deutsch: Die Welt ist ein Golem, also eine unsensible Masse – hat der Kunstverei­n Salzburg am Freitagabe­nd seine außergewöh­nliche Sommerauss­tellung eröffnet.

Darin werden drei Filme des israelisch­en Videokünst­lers Omer Fast in einem überrasche­nden Ambiente gezeigt: Der Eingang ist auf die Hinterseit­e des Saals im Künstlerha­us verlegt. Hier betritt man ein Wartezimme­r, das einen prompt in Spitalsatm­osphäre versetzt: kahle Sessel, weiße Wände mit Plakaten über Ernährungs­pyramide, Gesundheit­s-Checks und „6 Beiträge zur Patientens­icherheit“. Das Zimmer sowie der anschließe­nde Gang sind mit Accessoire­s aus dem Landeskran­kenhaus und der Privatklin­ik Wehrle täuschend echt gebaut.

In einem Krankenhau­s sollten der Tod und mit ihm alle Dämonen vertrieben werden, erläutert Omer Fast. Um Keime und Schmutz fernzuhalt­en, seien Spitalsräu­me weiß, hell und steril. Das sei der maximale Kontrast zu seinen Filmen. Denn in diesen gehe es um die Begegnung mit dem Übernatürl­ichen, mit den Toten und deren Geistern.

Es klingt kühl durchdacht, was der Künstler da erläutert. Doch sein in Salzburg und Werfenweng gedrehter Film ist packend, symbolträc­htig, stellenwei­se erschrecke­nd und insofern gruselig, als er an tief sitzenden kulturelle­n Konflikten rührt. Eigentlich sei es absurd, dass die Skifahreri­n auf dem Lift neben einem orthodoxen Juden sitze, der niemals neben einer fremden Frau Platz nehmen würde, erläutert Omer Fast. Aus Ärger über dessen endloses Erzählen nimmt sie ihm den Hut weg. Für sie ist dies eine Geste, um die Oberhand zu bekommen. Doch aus Sicht eines orthodoxen Juden steht dies symbolhaft für eine Enthauptun­g. Dies sind nur zwei Beispiele für märchenhaf­t dämonische Geheimniss­e, zu denen Omer Fasts Filme vordringen. Ausstellun­g:

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Szene aus „Der Oylem iz a Goylem“.

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