Spionageverdacht kam durch Fall Skripal auf
Im Spionagefall um einen pensionierten Obersten des Bundesheeres beschlagnahmten die Behörden einen Teil des Vermögens des Mannes.
SALZBURG, LINZ. Nach der Ausstellung eines Internationalen Haftbefehls im Salzburger Spionageverdachtsfall beim Bundesheer wurden neue Details bekannt. Wie berichtet, sucht die österreichische Justiz nun nach dem 65-jährigen Igor Egorovich Zaytsev. Er soll der Führungsoffizier des in Untersuchungshaft befindlichen pensionierten Obersten gewesen sein. Der internationale Haftbefehl ist in diesem Fall auch als Warnung für andere Geheimdienste zu verstehen. Denn der Gesuchte, der in Russland vermutet wird, kann sich außerhalb seines Heimatlandes nun kaum mehr frei bewegen.
Die Aufdeckung des Falls hängt indirekt mit dem schockierenden Giftanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien im Vorjahr zusammen. Danach setzten britische Geheimdienste und die Polizei alle Hebel in Bewegung, um den mutmaßlichen Auftraggebern im russischen Militärgeheimdienst GRU auf die Schliche zu kommen. Dabei dürften sie auf den Verbindungsoffizier gestoßen sein, nach dem nun gefahndet wird.
Nun haben die österreichischen Behörden Vorsorge getroffen, dass der mutmaßliche Russland-Spion keine finanziellen Vorteile aus seinen Aktivitäten mehr ziehen kann. „Eine Vermögenssicherung zur Sicherstellung der Abschöpfung wurde bereits vorgenommen“, hieß es in einer Erklärung der Staatsanwaltschaft Salzburg und der Landespolizeidirektion. Ein Teil des Vermögens des inzwischen 71-jährigen, pensionierten Obersten wurde vorläufig beschlagnahmt. Dazu zählen dem Vernehmen nach Sparbücher und Immobilien. Im Fall einer Verurteilung kann der Staat die Bereicherung durch die Spionagetätigkeit abschöpfen. Sollte M. verurteilt werden, muss er mit einer Nachversteuerung und einem Finanzstrafverfahren rechnen. Wie berichtet, soll er mindestens 300.000 Euro als Agentenlohn erhalten haben.
Über seinen Anwalt wies er stets sämtliche Vorwürfe zurück, vor allem habe er keine Staatsgeheimnisse verraten. Zu den Ermittlungsergebnissen schweigt der Mann nun laut den Behörden. Vor einigen Wochen brachte der Verteidiger eine Haftbeschwerde ein, eine Entscheidung steht aus.
Schon kurz nach Bekanntwerden des Spionagefalls im November 2018 hatte es geheißen, Österreich habe Hinweise von einem befreundeten westlichen Dienst erhalten. Offiziell bestätigt wird der Hinweis aus London nicht. Barbara Fischer, Leiterin der Staatsanwaltschaft Salzburg: „Weitergehende Auskünfte können wir nicht geben, es handelt sich ja um eine Verschlusssache.“
Laut den Strafverfolgungsbehörden habe ein ausländischer Dienst ein „Arbeitstreffen zwischen dem Bundesheer-Spion und dem russischen Führungsoffizier beobachtet“. Das soll im Jahr 2017 gewesen sein. Dabei habe der GRU-Offizier dem Obersten außer Dienst fast 30.000 Euro in bar übergeben.
Ex-Doppelagent Skripal und seine Tochter Julia waren im März 2018 in der Stadt Salisbury dem in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok ausgesetzt worden. Beide entgingen nur knapp dem Tod. Westliche Geheimdienste beschuldigen die russische Regierung, den Anschlag als Vergeltung für Skripals Tätigkeit als Doppelagent veranlasst zu haben. Der Kreml weist das zurück.
„Es wurde eine Vermögenssicherung vorgenommen.“Staatsanwaltschaft und Polizei