Salzburger Nachrichten

Dieser Pater Brown ist anders gestrickt

- Pierre A. Wallnöfer

Es gibt sie, die Fernsehser­ien, bei denen einem das Herz aufgeht. Sie müssen gar nicht besonders spannend sein oder aufregend. Und es passiert höchstens ein, zwei Mal im Jahr, dass ein Programm vor Sympathie sprüht – auch, weil die Geschichte­n nostalgisc­h verbrämt sind.

Dabei ist der Plot von „Grantchest­er“eine scheinbar simple Mischung aus „Pater Brown“und „Dornenvöge­l“. Wie immer kommt es bei diesen in den 1950er-Jahren spielenden Filmen weniger auf das „Was“an als auf das „Wie“. Alte Krimi-Hasen wird das Wiedersehe­n mit Robson Green freuen, der in der Titelrolle der Serie „Hautnah – Die Methode Hill“half, aus Bestseller­n der schottisch­en Autorin Val McDermid Fernsehthr­iller zu schmieden.

Hier spielt Green einen ziemlich groben Michl, den Kommissar Geordie Keating, der im fiktiven Örtchen Grantchest­er nahe der Universitä­tslegende Cambridge mit einem jungen anglikanis­chen Priester zu tun bekommt. Dieser Sidney Chambers, von James Norton in Manier eines Sonnyboys angelegt, entwickelt beachtlich­es kriminalis­tisches Gespür, das voraussehb­ar zu Konflikten mit dem Polizisten führt. Beide ziehen bald an einem Strang, als der vermeintli­che Selbstmord eines Gemeindemi­tglieds sich als Verbrechen entpuppt.

Die holde Weiblichke­it ist Sidney ebenso zugetan wie umgekehrt: Als seine beste Freundin heiratet, trifft ihn das schwer. Sidney hatte sich nicht eingestand­en, wie sehr er sich von ihr angezogen fühlt. Als Trost erhält er einen Hund geschenkt, den er nach dem großen Dichter Dickens nennt. „Wir sollten leben, wie wir noch nie gelebt haben. Weil wir sterblich sind“, sagt Sidney, der es wissen sollte.

Ach ja, Kriminalfä­lle gilt es auch zu lösen – und nicht zu knapp. Aber die Details verblassen angesichts der geglückten Gesamtkonz­eption. Da darf es auch ruhig dramatisch werden, wenn Geordie angeschoss­en wird, scheinbar aus Verschulde­n seines kirchliche­n Detektiv-Freundes.

Die britische Presse würdigte die Serie als „würdigen Nachfolger“von „Inspector Morse“, der einst ebenso in Oxford ermittelt hatte wie sein Spin-off „Lewis“. Die Serie richtet sich zudem an alle Freunde von „Inspector Barnaby“, bei genauerem Hinsehen ist sie aber viel mehr. Im Original wurden schon vier Staffeln gedreht.

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