Salzburger Nachrichten

Kampf gegen den Klimawande­l?

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Replik auf den Gastartike­l zum Mercosur-Abkommen von Frau Cecilia Malmström in den SN vom 19. 7.:

Frau Malmström versichert uns, es würden keine EU-Standards ausgehöhlt. Dieses Verspreche­n hatten wir schon bei TTIP. Es war nichts wert. Damals ging es unter anderem darum, billige landwirtsc­haftliche Produkte einzuführe­n und billige Autos zu exportiere­n, also die Qualität nach unten zu nivelliere­n. Es ging darum, den Konzernen das Recht einzuräume­n, Maßnahmen von Staaten zugunsten ihrer Bevölkerun­gen durch Klagen bei Schiedsger­ichten zu Fall zu bringen. Es ging darum, Konzerne mittels „regulatori­scher Kooperatio­n“hinter verschloss­enen Türen an Gesetzen mitwirken zu lassen, noch bevor diese den Parlamente­n vorlagen. Und jetzt kommt Mercosur.

Frau Malmström preist uns dieses Abkommen genauso an, wie wir das nun schon kennen. Einige Sätze daraus: „Mehr Exporte bedeuten mehr Arbeitsplä­tze.“Ich habe einen guten Tipp für sie, wo wirklich Arbeitsplä­tze zu finden sind. Im Schienenau­sbau, im Bahnhofsau­sbau, in der Altbausani­erung, in der Ausrollung erneuerbar­er Energien, in der Forschung in Richtung EMobilität bzw. Brennstoff­zellenmobi­lität. Das könnte auch Wirtschaft­swachstum bedeuten. Wirtschaft­swachstum mit gutem Gewissen nämlich.

Oder Fleisch aus Argentinie­n. „99.000 Tonnen sind nur ein Prozent der in Europa pro Jahr verzehrten acht Millionen Tonnen.“Acht Millionen Tonnen Fleisch? Betonung liegt auf Rindfleisc­h, da kommen dann noch Schwein und Huhn dazu. Das Umweltbund­esamt in Berlin hat berechnet, dass ganz Europa autonom aus vollbiolog­ischer Landwirtsc­haft ernährt werden könnte – einzige Bedingung: Halbierung des Fleischkon­sums. Da brauchen wir noch argentinis­ches Rindfleisc­h? Wozu um Himmels willen?

Den Vogel schießt der Satz ab „Gemeinsam mit den Mercosur-Staaten haben wir uns für internatio­nale Zusammenar­beit im Kampf gegen den Klimawande­l entschiede­n.“Gemeinsam mit Brasiliens Jair Bolsonaro, der gerade den Amazonas-Regenwald seinen Großgrundb­esitzern schenkt? Im Ernst? Für wie dumm muss man uns halten, wenn man uns das erzählen will? Oder wie dumm muss man sein, um das zu glauben? Karl Wagner 2362 Biedermann­sdorf

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