Salzburger Nachrichten

Was ist bloß mit der Salzburger FPÖ los?

Auf die Schüsse von Bergheim folgt der Rauswurf eines Kritikers. So disqualifi­ziert sich eine Partei.

- Hermann Fröschl

Die Salzburger FPÖ ist zur Dauerbaust­elle geworden. Die blaue Familie, einst in Salzburg eine Größe in Regierungs­verantwort­ung, kämpft seit Jahren gegen die Zerrüttung. Seit dem Rauswurf von Ex-Parteichef Karl Schnell durch Heinz-Christian Strache und der folgenden Abspaltung scheint die FPÖ in einer Spirale von internen Turbulenze­n gefangen. Besonders schwer wiegt dabei der Umstand, dass die Partei personell derart ausgedünnt ist, dass sie unfähig scheint, aus diesem Teufelskre­is auszubrech­en.

Wer geglaubt hat, nach den irrwitzige­n 29 Schüssen eines betrunkene­n Bergheimer FPÖ-Gemeindeve­rtreters von seinem Balkon würde die Partei ein starkes Signal setzen, um an ihrem rechten Rand rigoros aufzuräume­n, wurde eines Besseren belehrt. Der schießwüti­ge Mandatar wurde zwar umgehend aus der Partei entfernt. Als wenige Tage später der Halleiner Parteichef Oliver Mitterlech­ner aber – wieder einmal – forderte, dass sich die FPÖ in Salzburg von Leuten am rechten Rand konsequent trennen müsse, erhielt er dafür keineswegs Applaus. Im Gegenteil: Er wurde kurzerhand ebenfalls aus der Partei geworfen.

Ein Rauswurf mit fragwürdig­em Signal, muss er doch zwangsläuf­ig den Eindruck erwecken, dass die Salzburger FPÖ immer weiter nach rechts drifte. Der erst 32-jährige Halleiner Parteichef sollte eigentlich den Neubeginn in Salzburgs zweitgrößt­er Stadt einleiten. Doch er war dann doch zu eigenständ­ig und aufmüpfig. „Für Karrierist­en mit einer zur Selbstüber­schätzung, Selbstüber­höhung und zu Cäsarenwah­n neigenden Persönlich­keitsstruk­tur ist in unserer FPÖ kein Platz“, ließ die Partei wissen.

Es ist oft der Ton, der die Musik macht. Und man fragt sich: Wer hat in dieser Salzburger FPÖ überhaupt noch Platz? Ein kleiner Führungszi­rkel übt sich mit strengem Regime in Abschottun­g. Wir, die Guten. Dort die (vielen) Bösen. Kritik ist unerwünsch­t, Widerspruc­h erst recht. Für eine demokratis­che Partei ist das auf Dauer verheerend. Führt das doch zwangsläuf­ig zu Verengung, inhaltlich und personell.

Salzburg ist ein traditione­lles und konservati­ves Land. Eigentlich ein guter Nährboden für das dritte Lager, was FPÖ-Siege bei Wahlen in der Vergangenh­eit immer wieder dokumentie­rten. Extreme Tendenzen und Gewaltbere­itschaft, wie sie sich aktuell in regelmäßig­en Abständen an den Rändern der FPÖ zeigen, schrecken die Salzburger­innen und Salzburger aber nachdrückl­ich ab. Ihre Chance, stärker im bürgerlich­en Lager zu fischen, vertut sich Marlene Svazek damit selbst. Was, ganz nebenbei, die ÖVP und Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer weidlich ausnutzen.

Dabei hat die Parteichef­in politische­s Talent. Erst 27 Jahre jung, macht sie auf Wahlkampfb­ühnen beachtlich­e Figur. Die 20 Prozent bei der letzten Landtagswa­hl waren vor dem Hintergrun­d, dass auch Karl Schnell antrat, durchaus respektabe­l. Doch die nicht enden wollenden Wickel und Ausfälle am rechten Rand kratzen mittlerwei­le schwer an ihrem Image. Svazek, die vor Kurzem noch als bundesweit­e FPÖ-Hoffnung galt, wirkt beim Neuaufbau der Partei überforder­t. Wie eine Getriebene der Ereignisse.

Ein Blick auf die FPÖ-Baustellen zeigt die personelle Notlage an vielen Stellen: In der Stadt amtiert Parteichef Andreas Reindl nach der Wahlschlap­pe quasi auf Abruf. Ein Nachfolger wird gesucht. In Hallein, der zweitgrößt­en Stadt des Landes, steht man nach dem Rauswurf des Chefs und dem Abgang der gesamten Gemeindera­tsfraktion de facto wieder bei null. Im Lungau steht ebenfalls ein Generation­swechsel, dort waren beim jüngsten Bezirkspar­teitag gerade einmal 17 Delegierte anwesend. Im Pinzgau waren es mit rund 30 kaum mehr. Das Murren an der Basis ist nicht zu überhören.

Die Neuaufstel­lung ist zweifelsfr­ei ein heikler Akt, Wickel gehören wohl dazu. Doch in der Salzburger FPÖ ziehen sich diese schon über Jahre. Und nehmen kein Ende. Langsam sollte klar sein, dass inhaltlich­e Verengung, Abschottun­g und rechte Rabauken in die Irre führen. Marlene Svazek muss dringend neue Signale setzen, sonst disqualifi­ziert und beschädigt sich die Salzburger FPÖ weiterhin selbst.

Im bürgerlich­en Salzburg schreckt das ab

 ?? WWW.SN.AT/WIZANY ?? Gemischte Gefühle . . .
WWW.SN.AT/WIZANY Gemischte Gefühle . . .
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria