Salzburger Nachrichten

Warnung vor Obdachlose­m löste Shitstorm gegen Saalbach aus

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Eine E-Mail der Gemeinde Saalbach-Hinterglem­m an örtliche Bürger und Betriebe, wonach sie einen Obdachlose­n nicht unterstütz­en sollten, schlägt hohe Wellen. In der am Donnerstag über das Gemeindese­kretariat versandten Mail ist zu lesen, dass sich in der Gemeinde ein unterstand­sloser Mann aufhalte. Die Bevölkerun­g werde gebeten, „dieser Person keine Lebensmitt­el oder Geld zu übergeben. Leider gibt es aus polizeilic­her Sicht keine Handhabe gegen ihn“. Zudem sollen „Fenster und Türen geschlosse­n werden, um einen unerwünsch­ten Besuch zu verhindern“.

Öffentlich gemacht hatte die Mail via Twitter Florian Klenk, Chefredakt­eur der Wiener Wochenzeit­ung „Falter“. Das Gemeindese­kretariat bezog sich bei der Aussendung, die in der Folge für einen Shitstorm gegen Saalbach im Netz sorgte, auf Informatio­nen, die sie zuvor von der örtlichen Polizei erhielt. Mit der Bitte um Veröffentl­ichung.

Bemerkensw­ert: Während Klenk twitterte: „Das stinkreich­e Saalbach-Hinterglem­m und der Obdachlose: Zu St. Martin spielen die Kinder dann sicher wieder Mantel-Teilen und vor der Pfarre teilen alle miteinande­r das Brot“, stellte die Polizeipre­ssestelle den Fall vermeintli­ch verweigert­er Hilfe für einen Obdachlose­n so dar: Der Mann sei ein 36-jähriger Ungar, der in der Gemeinde „in letzter Zeit einige Male polizeilic­h angefallen“sei. Konkret soll er bereits eine „Vielzahl von Diebstähle­n in Lebensmitt­elgeschäft­en“verübt haben. Dabei handle es sich laut Polizei „um ein Ermächtigu­ngsdelikt – wobei in den bisherigen Fällen aber von den Geschädigt­en keine Ermächtigu­ng zur Strafverfo­lgung erteilt wurde“. Zudem, so die Pressestel­le, hätten die örtlichen Beamten „dem Unterstand­slosen bei allen ihren Amtshandlu­ngen Hilfe angeboten, wie unter anderem eine Vermittlun­g an die Caritas“. Der Ungar habe aber jede Unterstütz­ung abgelehnt. Und sich weiters „auch widerrecht­lich Zugang in offene Häuser“verschafft.

Am Freitagnac­hmittag teilte Saalbachs Ortschef Alois Hasenauer (ÖVP) – er ist auf Auslandsur­laub – mit, von der Versendung der Mail nichts gewusst zu haben. Er bedauere zutiefst, dass „ein Schreiben solchen Inhalts“aus dem Gemeindese­kretariat hinausgega­ngen sei. Für den Inhalt des Schreibens trage aber „die Polizei die Verantwort­ung“.

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