Salzburger Nachrichten

Flossen Sozialgeld­er in Schönheits-OP?

Polizei und Behörden haben heuer den Missbrauch von Sozialleis­tungen in Höhe von einer Million Euro ermittelt. 62 Fälle wurden angezeigt.

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Die Mindestsic­herung soll Menschen finanziell unterstütz­en, die selbst ihren Lebensunte­rhalt nicht decken können. Das hat offenbar einen Bezieher, einen Asylbewerb­er aus dem Irak, nicht davon abgehalten, sich in Istanbul eine Schönheits­operation zu leisten. Nicht schlecht staunten Polizisten über einen anderen Iraker, der mit seinem Mercedes im Wert von rund 30.000 Euro bei einer Dienststel­le vorfuhr, um einen Diebstahl anzuzeigen. Nachforsch­ungen ergaben, dass der offenkundi­g gut situierte Mann nicht nur Mittel der Grundverso­rgung bezog, sondern sich auch von einem Konto seiner Mutter bediente.

Das sind zwei Beispiele einer Reihe von Sozialleis­tungsbetrü­gereien, die das Landeskrim­inalamt mit auszahlend­en Behörden und Ämtern wie Stadt und Land Salzburg, dem Arbeitsmar­ktservice, der Gebietskra­nkenkasse sowie der Finanzpoli­zei ermittelt hat. 62 Fälle wurden angezeigt, mehr als eine Million Euro an Sozialleis­tungen hinterzoge­n. Laut Polizei handelt es sich bei den Überführte­n zum größten Teil um „Personen mit asylund/oder fremdenrec­htlichem Hintergrun­d“. Hinterzoge­n wurden beispielsw­eise Mittel aus der Mindestsic­herung und der Grundverso­rgung sowie Arbeitslos­engeld. In einigen Fällen ist auch der Missbrauch der E-Card aufgedeckt worden.

Wolfgang Haim, Jurist im Landeskrim­inalamt, geht von weiteren Ermittlung­serfolgen der „Task-Force Sozialleis­tungsbetru­g“aus. „Wir erwarten sicher eine Zunahme bei den Delikten“, sagt Haim. „Wir sind sehr gut aufgestell­t, dieses Phänomen abzuarbeit­en.“Die Vorgehensw­eise der Ermittler sei unterschie­dlich: In manchen Fällen haben Behörden wie Stadt und Land selbst ermittelt. In anderen stoßen Polizisten eher zufällig auf Sozialleis­tungsbetrü­gereien. Zum Beispiel wenn im Zuge der Erhebungen ans Licht komme, dass ein Drogendeal­er nebenbei die Mindestsic­herung beziehe, erklärt Haim.

Die FPÖ sieht angesichts der hohen Schadenssu­mme einen „Schlag ins Gesicht für jeden hart arbeitende­n Salzburger“. Die Landesregi­erung müsse abseits der Task-Force handeln. Klubobfrau Marlene Svazek fordert „konsequent­e Kontrollen mittels eines Erhebungsd­ienstes“.

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