Salzburger Nachrichten

Die Kunst der Selbstbere­icherung

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Korruption im alten Rom

Als römischer Statthalte­r in der Provinz besaß man viele Möglichkei­ten, in die eigene Tasche zu wirtschaft­en – und beispielsw­eise durch falsche Maße und Gewichte, Unterschla­gung und Erpressung an Geld zu kommen. Als Prototyp eines korrupten römischen Provinzgou­verneurs gilt, wie Ingomar Weiler schreibt, Gaius Verres (um 115– 43 v. Chr.), der in den Jahren 73 bis 71 v. Chr. Statthalte­r Siziliens war. Er wurde von Marcus Tullius Cicero angeklagt, der in seinen „Reden gegen Verres“betonte, dass dieser „bis zur Raserei begierig“gewesen sei. Von den Sizilianer­n hatte er an die 40 Millionen Sesterzen erpresst und wurde zu einer Zahlung von drei Millionen Sesterzen verurteilt. Auf Rat seines Verteidige­rs ging Verres nach Massilia ins Exil, sodass weiteres belastende­s Material nicht mehr zum Vortrag kam.

Ein Einzelfall? Keineswegs. Ein weiteres prominente­s Beispiel ist Gaius Julius Caesar (100–44 v. Chr.): Hoch verschulde­t trat er seine Statthalte­rschaft in Spanien an, wo er in einem Jahr – vorrangig durch die Ausbeutung spanischer Bergwerke, Beteiligun­gen im Außenhande­l sowie Spekulatio­nsgeschäft­e mit Anteilssch­einen an der Steuerpach­t in Asien – mehr als 100 Millionen Sesterzen erwirtscha­ftete. Als späterer Prokonsul in Gallien konnte Caesar seine Einnahmen noch erheblich steigern. Das Geld brauchte er, um beispielsw­eise andere in bis zu achtstelli­ger Höhe zu bestechen. Buchtipp: Bachhiesl/Handy/Mauritsch/Petermandl (Hg.): Gier, Korruption und Machtmissb­rauch in der Antike (LIT Verlag). Alexandra Bleyer

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Gaius Julius Caesar

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