Die Misserfolgsförderung von gestern als Geldwunsch von heute
„Österreich/oe24“sendet zwar noch nicht bundesweit Radio, zahlt aber Onlinenutzer für das Verweilen auf der Website.
Als Wolfgang Fellner 2006 endlich seine jahrelang zuvor angekündigte „Neuerfindung der Tageszeitung“präsentierte, die sich letztlich dann bloß als „Österreich“entpuppt hat, sparte er nicht mit Hohn über die Mitbewerber. Geradezu prophylaktisch nannte er jene Presseförderung eine „Misserfolgsförderung“, mit deren geringer dotiertem, dem „allgemeinen“Teil nahezu alle Blätter bedacht werden. Heute aber stellt Fellner sich nicht nur dafür, sondern auch um die wesentlich lukrativere „besondere“Subvention „zur Erhaltung der regionalen Vielfalt“an, die bisher nur „Standard“, „Presse“, „Neue Vorarlberger Tageszeitung“und die ÖVP-Gazette „Oberösterreichisches Volksblatt“bekommen.
Vorläufig hat die KommAustria das abgelehnt. Das heißt aber nicht, dass das Medienhaus rund um „Österreich“keine staatliche Unterstützung erhält. Infolge der Aufstockung der Privatrundfunkförderung durch die türkisblaue Koalition fließen heuer 2,8 Millionen Euro an oe24.tv und die Radiosender von Fellner (z. B. Antenne Salzburg).
Weitere 2,3 Millionen Euro allein im ersten Quartal 2019 brachten die von öffentlichen Stellen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene in der Medientransparenzdatenbank deklarierten Werbeausgaben. „Österreich“kassierte dabei mehr Geld aus Ministerien als alle anderen – auch reichweitenstärkere – Blätter.
Dennoch sucht Fellner neue Einnahmequellen. Seit 20. Februar verfügt er über die zweite bundesweite Privatradiolizenz nach Kronehit. Anstatt – wie vollmundig angekündigt – noch vor dem Sommer zu starten, beantwortet er Nachfragen dazu nicht. Doch die Lizenz beinhaltet ein neunmonatiges Ultimatum: Bis 20. November muss er „on air“sein. Dieses Geschäft wird er sich kaum entgehen lassen. Denn laut soeben veröffentlichtem Radiotest lauschen heute insgesamt mehr Menschen dem Hörfunk als noch vor einem Jahr. Und die Privatrundfunkförderung ist auch um ein Drittel höher als damals.
Doch vorerst geht es um Kleingeld statt Millionen. Sohn Niki Fellner möchte die zuletzt täglich fast 300.000 Nutzer von oe24.at stärker an diese Website binden. Er bezahlt registrierte User dafür, dass sie zumindest zehn Sekunden auf einem Artikel verweilen. Das publizistische Prinzip dahinter könnte „Zeit ist Geld“lauten. Mit „Misserfolgsförderung“hat das nichts zu tun. Doch die will man trotzdem.