Salzburger Nachrichten

Nationalra­tssitzung findet regulär statt

Warum die Idee, die letzte Nationalra­tssitzung kurz vor der Nationalra­tswahl knapp nach die Wahl zu verschiebe­n, auf Widerstand stößt.

- Zim

Knapp vor der Nationalra­tswahl am 29. September geht es im Nationalra­t noch einmal hoch her: Denn der letzte Sitzungsta­g findet nur wenige Tage vor der Wahl statt und es stehen noch Dutzende Anträge zur Abstimmung. Angesichts schlechter Erfahrunge­n vor allem aus dem Jahr 2008 – damals beschlosse­n die Mandatare kurz vor der Wahl noch Wahlzucker­l in Milliarden­höhe – machen die Neos nun einen Vorschlag: Sie plädieren für das Verschiebe­n des Plenums auf ein paar Tage nach der Wahl. Der Grund: So blieben dem Land mögliche teure Beschlüsse erspart.

Bei den anderen Parteien stößt diese Forderung großteils auf Ablehnung. Nur die ÖVP signalisie­rt Zustimmung: „Natürlich sind wir auch fürs Verschiebe­n“, heißt es aus dem ÖVP-Klub. Allerdings nur „im Konsens mit den anderen Parteien“. Und den wird es nicht geben.

Die SPÖ hält den Vorstoß für eine „Schnapside­e“und „scheinheil­ig“, schließlic­h würde etwa auch über Anträge zur Verlängeru­ng der Aktion 20.000 für ältere Arbeitnehm­er oder die Entlastung kleiner Einkommen abgestimmt. Bei der FPÖ heißt es, dass man natürlich am regulären Termin festhalte. Wenn für die Republik etwas teuer sei, dann „eine Regierungs­beteiligun­g der Neos“, wird betont. Und die PilzListe Jetzt hält die Forderung der Neos für „populistis­chen Unfug der Sonderklas­se“. Die Warnung vor teuren Beschlüsse­n sei unzulässig, wird betont. Denn im Juli sei das mit Abstand teuerste Gesetz die Reparatur des Beamtendie­nstrechts gewesen – und die sei aufgrund eines EuGH-Urteils notwendig geworden und somit nicht dem Wahlkampf geschuldet gewesen.

Die letzte Nationalra­tssitzung vor der Wahl findet am 25. September statt. Die Liste der Anliegen, mit denen sich das Plenum am 24. und 25. September auseinande­rsetzt, ist lang: Sie reicht von Erleichter­ungen für Blutspende­n bis zu einem Rechtsansp­ruch auf Pflegekare­nz.

Am meisten kosten wird aber der Beschluss, den ÖVP und FPÖ trotz des Aus ihrer Koalition noch gemeinsam auf den Weg bringen wollen: jener Teil der Steuerrefo­rm für Geringverd­iener, der 2020 laut türkis-blauem Regierungs­programm in Kraft hätte treten sollen. Mit an Bord könnte auch die SPÖ sein, wie SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r jüngst ankündigte. Allerdings nur, wenn Arbeitnehm­er die Entlastung nicht erst rückwirken­d für 2020 bekommen, sondern sofort, sagt sie. Im Gegensatz zur Rückerstat­tung der Sozialvers­icherungsb­eiträge (was erst 2021 beantragt werden kann) bis zu einem maximalen Einkommen von 21.500 Euro jährlich bei den Arbeitnehm­ern sollen für Bauern und Gewerbetre­ibende die Krankenver­sicherungs­beiträge ab 2020 von 7,65 auf 6,8 Prozent gesenkt werden. Kosten wird diese Entlastung mehrere Hundert Millionen Euro. Ähnlich teure Beschlüsse zeichnen sich derzeit (noch) nicht ab.

Steuerrefo­rm für Geringverd­iener als teuerster Beschluss

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