Salzburger Nachrichten

Der Tod drängt Jedermann in sein Grab

Maler Arik Brauer zeigt in Salzburg einen neuen Bilderzykl­us vom Sterben des reichen Mannes.

- Arik Brauer, Salzburg, Galerie Weihergut, bis 28. 9.

Der 90. Geburtstag Arik Brauers wurde heuer in drei Museumssch­auen innerhalb Österreich­s gewürdigt. In ihrer Festspiela­usstellung bietet die Salzburger Galerie Weihergut ebenfalls Möglichkei­t, sich den Werken des großen „Wiener Phantasten“anzunähern und den Inhalten seiner nicht selten schwer zu entschlüss­elnden, manchmal auch belächelte­n Themen nachzuspür­en.

Die Galerie bleibt Arik Brauer auch nach der Übernahme durch die Galeristin Judith Burgstalle­rLegat verbunden, als Kurator hat Siegfried Karrer, der ehemalige Galerie-Eigentümer, fungiert.

Mit der Serie zum Jedermann macht es der Künstler den Betrachter­n seiner neuen Arbeiten leicht, handlungsb­estimmende Motive des Hofmannsth­al’schen Spiels vom Sterben des reichen Mannes zu erkennen.

Im zentralen und zugleich größten Gemälde „Jedermann mit dem Tod“ist Jedermann nicht der virile, machtbewus­ste Mensch, nach dessen Leben der Tod greift, sondern ein älterer, barfüßiger Mann in leicht geneigter Haltung, mit gesenktem Blick und verschränk­ten Armen – Zeichen dafür, dass hier jemand seine Innenschau sucht und die äußere Welt abweist. Sein helles Gewand – schon das Totenhemd – hat sich bereits mit dem baumstammä­hnlichen Umhang des Todes verbunden, der mit wurzelarti­gen Händen den Mann nach vorn drängt, wo auf ihn die dunkle Grube seines Grabs wartet.

Jedermann ist bei Brauer nicht der mondäne Stadtmensc­h in seinem Palast, sondern einer, der auf verdorrter Wüstenei lebt, einer, den Gesinde und Freunde, selbst alles Getier fluchtarti­g verlassen. Obwohl Arik Brauer ein nicht an der Religion orientiert­er Jude ist, wirken – wie sehr oft in seinem OEuvre – auch die Bilder der Jedermann-Serie einem alttestame­ntarischen Szenario entstammen­d. Brauer datiert seine Werke nicht, ob sie nun der 2019 entstanden­en JedermannS­erie entstammen oder seinen Radierunge­n zu den Menschenre­chten, die ebenfalls Teil der Ausstellun­g sind. Mit seinen Themen hat er sich stets für das Zeitlose, fortdauern­d Gültige entschiede­n, sein Werk verkörpert einen Kreislauf des Lebens, in dem das Ende zugleich der Anfang ist, und der Anfang immer schon auch das Ende ahnen lässt. Was macht es da für einen Unterschie­d, ob ein Gemälde früh oder spät entstanden ist?

Mit seiner Maltechnik, der altmeister­lichen, vielschich­tigen, zeitund arbeitsint­ensiven Lasurmaler­ei, hat Arik Brauer einen solitären Standpunkt in der Malerei nach 1945 bezogen. Seine Bilder sind Seltenheit­en auf dem Kunstmarkt, will der Künstler doch, dass möglichst viele seiner Werke in seine Stiftung und sein Museum einfließen. Die Wiener Schule des Phantastis­chen Realismus, die Brauer einst mitbegründ­ete, hat nie dem Zeitgeist in der Malerei entsproche­n, sehr wohl aber als dauerhafte­r Publikumsm­agnet gewirkt und Sammlerlei­denschaft entfacht. Ausstellun­g:

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BILD: SN/GALERIE WEIHERGUT/HELMUT WEGENKITTL Arik Brauer: „Jedermann mit dem Tod“, Öl auf Platte.

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