Der Tod drängt Jedermann in sein Grab
Maler Arik Brauer zeigt in Salzburg einen neuen Bilderzyklus vom Sterben des reichen Mannes.
Der 90. Geburtstag Arik Brauers wurde heuer in drei Museumsschauen innerhalb Österreichs gewürdigt. In ihrer Festspielausstellung bietet die Salzburger Galerie Weihergut ebenfalls Möglichkeit, sich den Werken des großen „Wiener Phantasten“anzunähern und den Inhalten seiner nicht selten schwer zu entschlüsselnden, manchmal auch belächelten Themen nachzuspüren.
Die Galerie bleibt Arik Brauer auch nach der Übernahme durch die Galeristin Judith BurgstallerLegat verbunden, als Kurator hat Siegfried Karrer, der ehemalige Galerie-Eigentümer, fungiert.
Mit der Serie zum Jedermann macht es der Künstler den Betrachtern seiner neuen Arbeiten leicht, handlungsbestimmende Motive des Hofmannsthal’schen Spiels vom Sterben des reichen Mannes zu erkennen.
Im zentralen und zugleich größten Gemälde „Jedermann mit dem Tod“ist Jedermann nicht der virile, machtbewusste Mensch, nach dessen Leben der Tod greift, sondern ein älterer, barfüßiger Mann in leicht geneigter Haltung, mit gesenktem Blick und verschränkten Armen – Zeichen dafür, dass hier jemand seine Innenschau sucht und die äußere Welt abweist. Sein helles Gewand – schon das Totenhemd – hat sich bereits mit dem baumstammähnlichen Umhang des Todes verbunden, der mit wurzelartigen Händen den Mann nach vorn drängt, wo auf ihn die dunkle Grube seines Grabs wartet.
Jedermann ist bei Brauer nicht der mondäne Stadtmensch in seinem Palast, sondern einer, der auf verdorrter Wüstenei lebt, einer, den Gesinde und Freunde, selbst alles Getier fluchtartig verlassen. Obwohl Arik Brauer ein nicht an der Religion orientierter Jude ist, wirken – wie sehr oft in seinem OEuvre – auch die Bilder der Jedermann-Serie einem alttestamentarischen Szenario entstammend. Brauer datiert seine Werke nicht, ob sie nun der 2019 entstandenen JedermannSerie entstammen oder seinen Radierungen zu den Menschenrechten, die ebenfalls Teil der Ausstellung sind. Mit seinen Themen hat er sich stets für das Zeitlose, fortdauernd Gültige entschieden, sein Werk verkörpert einen Kreislauf des Lebens, in dem das Ende zugleich der Anfang ist, und der Anfang immer schon auch das Ende ahnen lässt. Was macht es da für einen Unterschied, ob ein Gemälde früh oder spät entstanden ist?
Mit seiner Maltechnik, der altmeisterlichen, vielschichtigen, zeitund arbeitsintensiven Lasurmalerei, hat Arik Brauer einen solitären Standpunkt in der Malerei nach 1945 bezogen. Seine Bilder sind Seltenheiten auf dem Kunstmarkt, will der Künstler doch, dass möglichst viele seiner Werke in seine Stiftung und sein Museum einfließen. Die Wiener Schule des Phantastischen Realismus, die Brauer einst mitbegründete, hat nie dem Zeitgeist in der Malerei entsprochen, sehr wohl aber als dauerhafter Publikumsmagnet gewirkt und Sammlerleidenschaft entfacht. Ausstellung: